Dieses kleine Café befindet sich am Strand von Cromer. Es hat den Charme einer Imbissbude mit ein paar Tischen darin, ist also nichts besonders Erwähnenswertes. Wir bekamen von einer freundlichen Dame leckeren Walnuss-Karotten-Kuchen serviert, dazu einen normalen Kaffee und einen Milchkaffee. Für englische Verhältnisse preiswert. Was hat unseren Aufenthalt so interessant gemacht? Nun, wir waren in irgendeinem Strandcafé irgendwo in Norfolk gelandet. Beim Eintreten bemerkten wir Stimmen, die Deutsch sprachen. Schlimmer noch: Hessisch! Ein Mann und zwei Frauen an einem Tisch, Altersgruppe 55+. Die beiden Damen waren selten zu hören, der Mann dafür umso mehr. Aufgrund der Platzverhältnisse saßen wir am Nebentisch und bemühten uns, äußerst leise zu sein. Wir wollten nicht auffallen. Am Tisch nebenan wurden männliche Monologe geführt der Art Und letztens habe ich der Bürgermeisterin gesagt, dass ich die Conférence bei der Weihnachtsfeier nicht mehr machen werde oder Ich habe ihm schon auf dem Schiff gesagt, dass das in England nicht funktionieren wird. Durch das Fenster sahen wir auf dem Parkplatz ein Sozialmobil einer hessischen Gemeinde(@Uffnik: es war nicht Dreieich!) stehen, mit viel Werbung beklebt, vermutlich zur Finanzierung, und einem amtlichen Kennzeichen. Nach einer kurzen Diskussion Ich zahle hier, Nein, ich marschierte Mister Oberschlau mit wichtiger Miene zum Tresen. Irgendwie ahnte ich es: er erklärte der freundlichen Dame am Tresen auf Deutsch, dass er zahlen wolle und vermittelte ihr mit Händen und Füßen, was sie verzehrt hatten. Als ich später am Tresen stand, sah ich einen Zettel mit dem zu zahlenden Betrag darauf. Ein unverzichtbarer Vertreter einer hessischen Gemeinde, der zwar viel und wichtig zu erzählen wusste, an dem der Englischunterricht in der Schule aber völlig vorbeigerauscht war. Als die Drei weg waren, war es plötzlich angenehm ruhig in dem Laden. Der Conférencier war gegangen. Vermutlich haben die anwesenden Briten nichts von seinen Vorträgen verstanden, und das war auch gut so. Wir haben uns Mühe gegeben, nicht zu auffällig unter dem Tisch zu liegen. Irgendwie hatten wir den Eindruck, versehentlich in einem Loriot-Sketch gelandet zu sein. Wir wissen nicht, wie oft sich erlebenswerte Landsleute dorthin verirren. Wer zufällig vorbeikommt, kann auf einen Kaffee reinschauen. Vielleicht hat er ja Glück