Bismarckbrücke

Mit der Brückenvielfalt etwa von Berlin, Hamburg oder Venedig kann es Augsburg bei weitem nicht aufnehmen. Doch auch hier gibt es weitaus mehr als eine Brücke. Meist dienen Brücken dazu, Wasser im wahrsten Sinne des Wortes zu überbrücken, etwa Lech, Wertach, diverse Bäche und Kanäle. Denn die einst so prägende Textilindustrie benötigte viel Wasser, das entsprechend geleitet wurde. Allerdings gibt es auch Brücken, die nicht Wasser, sondern Bahnstrecken überbrücken. Hierzu gehört die Bismarckbrücke.
Es gab einst eine Zeit, in der das Reisen mit der Eisenbahn ein Abenteuer, etwas Besonderes war. Während es heute eher mal ein Abenteuer ist, ob ein Zug fährt oder wie (un)pünktlich er ist, war es damals wirklich noch was, überhaupt mit der Bahn zu fahren. Und Lokführer, Stationsvorsteher usw. waren angesehene Berufe. Zeiten ändern sich– doch Gleise und Überbrückungen bleiben durchaus.
Die Bahnstrecke zwischen Augsburg und München ist durchaus etwas älteren Datums (allerdings dürften heute kaum noch Schienen aus der Errichtungszeit dieser Verbindung im Einsatz sein) — und spätestens dann, als sich die Städte ausdehnten und auch Augsburg über seine alten Innenstadtgrenzen wuchs (wobei es ja etwa den Protestantischen Friedhof südlich der Innenstadt schon länger gab), wurde es Zeit, neue Wege zu gründen.
Ja, es gab die so genannte Gründerzeit. Ein Wohnen entlang der Eisenbahnstrecke war durchaus angesagt– Lärm und Gerüche waren egal. Man konnte schließlich zeigen, wie sehr man den Fortschritt mag.
Und südlich der Innenstadt wurde in der Achse der Bismarckstraße eine Brücke errichtet, die man ebenfalls nach dem 1890 zum Augsburger Ehrenbürger ernannten ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck benannte. Es wurde eher geklotzt, nicht wirklich gekleckert bei dieser 1898 eingeweihten Stahl– und Betonkonstruktion mit gusseisernem Geländer und Kandelabern.
Die Brücke war einst sicherlich prächtiger als heute– doch auch heute präsentiert sie sich durchaus als überdurchschnittlich. Denn Kandelaber und gusseisernes Gitter sind nicht wirklich Standard bei Brücken über Bahnstrecken. Die Brücke, die vor rund 30 Jahren generalüberholt wurde (wobei der Überbau erneuert wurde) wird von drei Buslinien (35, 41 und 43) befahren. Und es ist die Brücke, die ich in Augsburg mit Sicherheit am häufigsten zu Fuß überquere– schließlich führt mein Fußweg vom Büro zum Arbeitsgericht Augsburg über die Bismarckbrücke.