Weltkulturerbe passt schon. Vor einigen Jahrzehnten gab es in Berlin sicher noch massenhaft Kneipen wie diese, und keiner wusste, was eine Tapas-Bar ist. Heute ist das Mengenverhältnis anders rum. Gittis Bierkneipe ist genau so, wie der Name es suggeriert. Ein verrauchtes Lokal mit ein paar Tischen, einer seit vermutlich 1951 unveränderten Getränkekarte, recht zivile Preise und ein Wirt mit Berliner Schnauze. Dem würde ein serviler Satz wie«Recht vielen Dank, beehren Sie uns bald wieder!» nicht über die Lippen kommen. Das Publikum ist angenehm, aber nicht etwa völlig, abgestürzt, und es sind durchaus auch mal Touristen oder Studenten darunter. Die werden auch nicht wortkarger als andere behandelt, sondern genauso. Also: Ideal, um hier unter Eingeborenen eine Molle zu zischen.
Golem1
Rating des Ortes: 4 Berlin
Gut, dann mache ich mal den Anfang, scheint noch kein Qyper hier gewesen zu sein. Zwischen asiatischen Läden und Dönerbuden versteckt liegt diese Perle der altdeutschen Kneipenkultur. Ich meine das ernst, der Laden hat wirklich etwas Erhaltenswertes. Gut, ich würde Gittis Bierbar nicht sofort auf die Unesco-Liste des Weltkulturerbes setzen, aber Denkmalpflege wäre allemal drin lol. Also, erinnert euch daran, wir ihr als kleine Stöpsel das erste Mal mit Papa in seine Stammkneipe durftet. Also eine große Theke, überall Rauch und angetrunkene Menschen, die Musik von damals ist ebenfalls die Gleiche. Ein paar Stufen nach oben ins Hinterzimmer, an den Wänden alte Fotos und historischer Krimskrams. Hinter der mächtigen Theke eine noch mächtigere Wirte, die im ersten Moment soviel Charme versprüht wie der Behandlungsstuhl eines Zahnartzes. Mit einem durchaus freundlich gemeinten Watt willse? begrüßt bemerkt man zunächst ihre rauhe Schale, nach einiger Zeit durchschaut man aber leicht die Drohkulisse und entdeckt ihr Herz aus Gold. Das Publikum ist gehoben, sowohl im Alter als auch im Geldbeutel. Bedingt durch die Lage tragen die Stammgäste hier Anzug und Krawatte, sonst verhalten sie sich jedoch wie in jeder andere Nachbarschaftskneipe auch. Die Preise sind für Berlin im Allgemeinen etwas höher, für die Gegend aber günstig. Ich war mal wieder im Rahmen eines Couchsurfing-Treffens dort, knapp 40 junge, internationale Leute, die den Laden einfach mal ohne Vorankündigung belagert haben. Frau Wirtin blieb cool und(un)freundlich, uns hat es gefallen. Daumen hoch für Gittis Bierbar!