Die Vier Karyatiden

Wohl wahr, berühmt sind sie nicht, die vier Karyatiden. Schon gar
nicht so sehr bekannt wie ihre klassischen Vorbilder, die sechs
Karyatiden des Erechteion der Akropolis. Aber trotzdem sind
die vier Karyatiden ein schöner Anblick.
Sie stehen zwischen der Kunsthalle und der Kirche St. Andreas.
Karyatiden, auch Koren genannt, waren ein Element der
klassisch-​griechischen Architektur. Sie wurden an der Stelle von
Säulen oder Pfeilern als tragende Elemente für Balkone, Erker
oder Portale verwendet.
Ursprünglich war das auch bei diesen vier Koren der Fall.
Sie trugen und schmückten den Giebel am Eingang zur alten
Düsseldorfer Kunsthalle, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört
wurde. Als 1967 die neue Kunsthalle fertiggestellt wurde, stellte
man diese vier unbeschädigten Karyatiden einfach neben ihr auf.
Wie ihre klassischen Vorbilder stellen die vier Karyatiden bekleidete
Frauen dar. Allerdings sind sie hier als Musen der vier bildenden
Künste ausgeführt. Zu erkennen an den Gegenständen die sie
in den angewinkelten Armen halten. Die Lyra, die Palette des
Malers, eine Skulptur und einen Meißel, als Symbol der
Bildhauerei. Die letzte der Vier hält den Giebel eines Tempels,
als Symbol der Architektur.
Die vier Frauen stehen in gerader Haltung auf einem ca. zwei
Meter hohem Sockel aus Beton. Die Karyatiden selbst sind
aus Sandstein und etwa vier Meter hoch. Jeweils ein Fuß
der Vier ist leicht vorgestellt, wieder entsprechend ihren
klassischen Vorbildern. Der reiche vertikale Faltenwurf ihrer
Gewänder erinnert an die senkrechte Kannelierung von Säulen.
Die Köpfe der vier Karyatiden sind oben ziemlich abgeflacht.
Das wird daran liegen, dass sie früher den Giebel des Einganges
der alten Kunsthalle getragen haben.
Auf der Rückseite des Sockels ist eine vertiefte Inschrift angebracht.
Nach dieser Inschrift sollen die vier Karyatiden in den Jahren
1879 bis 1881 vom Bildhauer Leo Münch geschaffen worden
sein. Neuere Forschungen haben aber ergeben, dass der
Bildhauer Wilhelm Albermann (1835 – 1913) ihr Erschaffer war.
Böse Zungen behaupten, die Inschrift werde nicht geändert, weil
Albermann in Köln lebte und arbeitete.
Zugegeben: die vier Karyatiden wirken zwischen der –als
Kunstbunker bezeichneten– Kunsthalle und der barocken
Andreaskirche etwas fehl am Platze. Zudem wirken sie etwas
vernachlässigt, obwohl sie 1985 restauriert wurden und seit
1994 unter Denkmalschutz stehen. Eine neue Reinigung wäre
eigentlich mal wieder nötig. Aus der Armbeuge der
rechten Karytide wächst schon ein kleines Bäumchen.
Aber dafür ist Düsseldorf wenigstens schuldenfrei, haha.
Aber sie sind ganz einfach schön, diese vier Karyatiden.