Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Denkmal

Felix Mendelssohn Bartholdy, geboren 1809 in Hamburg, gestorben
1847 in Leipzig: wer kennt ihn nicht. Typischer Großbürgersohn und
Enkel des bedeutenden (von Friedrich dem Großen bewusst
übersehenen) Philosophen Moses Mendelssohn, trat er schon früh
ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Schon im Alter von fünf Jahren
absolvierte er die ersten Auftritte, und bereits mit elf Jahren begann
er zu komponieren.
Der Schöpfer des «Sommernachtstraum», der Hebriden-​Ouvertüre
und der schottischen Sinfonie war eigentlich ein Weltbürger.
Reisen führten ihn nach England und Frankreich. Darum für mich
um so erstaunlicher, daß er von 1833 bis 1835 das Amt des
Musikdirektors in Düsseldorf annahm. So ganz zufrieden war
er damit wohl auch nicht. Immerhin äußerte er in einem Brief:
«Düsseldorf ist eine kleines Paris, aber verflucht klein.» Trotzdem
scheint er sich arrangiert zu haben. Immerhin ist in einem seiner
Briefe aus dem Jahre 1834 zu lesen: «Düsseldorf ist gar nicht so
arg, wie ich´s Anfang machte.» Vielleicht war Düsseldorf aber auch
nur eine Karrieresprungbrett für ihn. Als ihm 1835 das Amt des
Gewandhauskapellmeisters angeboten wurde, wechselte er
sofort nach Leipzig.
Weil Mendelssohn Bartholdy das Düsseldorfer Musikleben
nachhaltig prägte, wurde ihm aber im Jahre 1901 ein Denkmal
gesetzt. 1936 wurde es demontiert. Im Jahre 1940 wurde es
eingeschmolzen. Mendelssohn Bartholdy war Jude. Und die
Naziverbrecher sahen in ihm nicht den genialen Komponisten,
sondern nur den Juden. Es wurde argumentiert, Mendelssohn sei
zu seicht, er sei ein Salonmusiker. Ihm fehle die Tiefe und alle
Dinge, die sich mit dem Deutschen verbinden. Entsprechend
zu Wagners Verdikt «Das Judentum in der Musik» treten der
Antisemitus und Deutschtümelei an die Stelle von «Freiheit
der Kunst» und Intellektualität.
Erst im Jahre 2012 wurde eine neues Denkmal für Felix
Mendelssohn Bartholdy aufgestellt. Es ist eine Rekonstruktion
des alten Denkmals, die anhand von alten Fotografien und
Gipsmodellen vorgenommen wurde. Die Kosten von ungefähr
150.000 Euro wurden ausschließlich aus privaten Spenden
finanziert. Und so steht dieser bedeutende Vertreter der
Romantik fast wieder an seinem alten Platz, am Rande des
Hofgartens, unmittelbar neben der «Deutschen Oper am Rhein»
und schaut von seinem Podest auf die vorbeigehenden
Düsseldorfer.
Fast 2,60 Meter hoch ist dieses Denkmal. Mendelssohn steht
neben einem reichverzierten Notenpult, in der rechten Hand den
Taktstock, in der linken Hand eine kleine Mappe. Der linke
Fuß ist leicht vorgestellt. A la mode gekleidet, ein eleganter
Mann. Den Blick geradeaus gerichtet, den linken Arm mit der
kleinen Mappe (oder ein Bündel Notenpapier?) leicht nach
vorne gestreckt, sieht er fast so aus, als erteile er einem
Orchestermitglied vor ihm eine Rüge. Das Gesicht wirkt aber
irgendwie älter, als Mendelssohn zu seiner Düsseldorfer Zeit
war. Es ist das Gesicht eines Mannes zwischen vierzig und
fünfzig Jahren. Mendelssohn war zu seiner Düsseldorfer Zeit
gerade 26 Jahre alt.
Ein konventionelles Denkmal, das an diesen großen Musiker
erinnern soll. Für mich ist es aber gleichzeitig auch ein Mahnmal.
Ein Mahnmal gegen den ideologischen und barbarischen Umgang
mit der Kunst und der Tradition. Ein Mahnmal gegen die Zerstörung
von Kultur. Ein Mahnmal gegen den Antisemitismus überhaupt.