Staatliche Gewerbeschule Werft und Hafen G7

Dieser Ort ist mir nur von der Außenansicht bekannt, ein schmuckloser Klinkerbau der Nachkriegszeit. Allerdings muss ich mehrmals in der Woche vormittags dran vorbei, meine Bank liegt auf der anderen Strassenseite. Ich erlebe die hier Ausgebildeten in den Pausen und mache mir seit Längerem Gedanken über die Sicherheit unserer Seewege. Früher dachte ich, wenn ich von der Havarie eines Fährschiffs oder Tankers las an betrunkene Kapitäné oder ausgeflaggte Seelenverkäufer, die zwecks Versicherungsbetrugs bis zu ihrem letzten Atemzug die Ozeane kreuzen müssen.
Inzwischen, nachdem ich ein paar Charakterstudien des lichtsuchenden Schiffbauer–
nachwuchses machen konnte, bin ich nicht mehr sicher, ob dies die alleinigen Gründe sind. Vielleicht hindert einen eine Lukas-​Podolski-​Frisur nicht wesentlich am Anbringen einer ordentlichen Schweißnaht, einen ganzen Satz aussprechen zu können ist aber wohl auch in diesem Beruf nicht von Nachteil.
Wenn ich an die tapferen Werftarbeiter der Danziger Leninwerft der Achtziger Jahre denke, die mit ihrem stolzen Mut ihr ganzes Régime aus den Angeln gehoben haben, wird mir bang ums Herz.
Die hier Herumstehenden werfen ihre Essensreste ins Gebüsch und verbreiten eine unverhohlen aggressive Stimmung.
Man wechselt besser die Strassenseite.
Dafür ist aber entgegen meinen sonstigen Vorurteilen der Hausmeister ein stets gut gelaunter Mensch und sein Hund verspielt und freundlich.
Ich bin mir sicher, mit diesem Text dem einen oder anderen Unrecht getan zu haben und entschuldige mich in aller Form bei den Guten. Ist nur der Gesamteindruck.