Gedenktafel Für Die NSU-Opfer

Der Nationalsozialistische Untergrund oder NSU hat in der Zeit von 2000 bis 2006 in verschiedenen deutschen Städten rassistisch motivierte Morde an türkisch– bzw. griechischstämmigen Mitbürgern verübt. 1 Jahr später töteten sie eine Polizistin bei Heilbronn.
Lange Zeit hat sich die Polizei und die Politik bei der Fahndung nach den Tätern nicht mit Ruhm bekleckert, die Ermittlungen gingen sämtlich gegen Familienmitglieder bzw. ins Mafiamilieu.
Erst nachdem 2 mutmassliche Haupttäter nach einem Banküberfall in ihrem Wohnmobil gestellt wurden und sich dann selbst töteten kam der Zusammenhang mit den Morden heraus.
Am 21. März 2013 weihte dann, die Stadt Nürnberg am Karthäusertor den Gedenkort für die Opfer der Mordanschläge ein.
Der Gedenkort besteht aus einer Informationsstele mit den Namen aller 10 Opfer (Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michelle Kiesewetter) und dazu die gemeinsame Erklärung der 7 Städte, in denen die Morde verübt wurden. Um die Tafel wurden 4 Gingkobäume gepflanzt: 3 für die Nürnberger Opfer und der vierte symbolisch für alle ungenannten und unbekannten Opfer des Rassismus jedweder Couleur.
Der Standort für den Gedenkort ist meiner Meinung gut gewählt. Zwar etwas weit ab vom Schuß, keiner der Nürnberger Tatorte liegt in der Nähe. Aber, und das ist das interessante, der Gedenkort schließt sich an die Straße der Menschenrechte in der Karthäusergasse an und bildet so ihren Endpunkt.
So gesehen liegt es zwar etwas am Rande der Innenstadt, ist aber ein wichtiger Ort für die Erinnerung für alle Opfer der Nazi-​Ideologie und verdient besondere Aufmerksamkeit.

Nürnberg ist nicht nur Ort deutscher Geschichte in unrühmlichsten Zeiten gewesen– nein, Nürnberg war auch eine der Städte, in denen neonazistische Täter des NSU mehrere Opfer ermordet haben.
Zu Beginn dieses Jahrtausends war ja irgendwann von den «Dönermorden» die Rede. Und wie man weiß– nein, es waren keine Konflikte unter Zuwanderern, die einige Opfer das Leben kosteten. Zu viele Behörden haben damals zu viel falsch gemacht. Dinge nicht gesehen, vielleicht auch nicht sehen wollen usw. usw. Wenigstens werden jetzt die ersten rechtlichen Konsequenzen aus der Unheilserie des NSU gezogen. Und der NSU-​Prozess hat nicht nur eine strafrechtliche Ebene– hier geht es bekanntlich auch um die Aufarbeitung der Geschehensabläufe. Und bislang war keiner der eingesetzten Untersuchungsausschüsse ein Fehler. Und mir wird immer anders, wenn weitere Versäumnisse von Behörden bekannt werden.
Auch wenn noch nicht alles aufgearbeitet ist und manches vermutlich nicht mehr richtig aufgearbeitet werden kann– der Opfer zu gedenken ist wichtig.
Und da Nürnberg ohnehin auch zu seiner historischen Verantwortung steht (man denke etwa an die Straße der Menschenrechte), ist es keine Überraschung, dass hier der NSU-​Opfer gedacht wird.
Praktisch in einer Linie mit der Straße der Menschenrechte befinden sich eine Stele mit den Namen und Todesdaten der bekannten Opfer des NSU (ob der ursprünglich bei einem Opfer mal vorhanden gewesene Fehler beim Todesdatum mittlerweile korrigiert ist, habe ich nicht überprüft). Dazu stehen hier vier Gingko-​Bäume. Drei für die Nürnberger NSU-​Opfer und einer für alle übrigen Opfer rassistischer, neonazistischer Gewalt.
Der NSU-​Opfer zu gedenken– zwar wichtig, aber auch gar nicht so einfach. Ich finde die Gestaltung hier schlicht und angemessen.
Man kann diesem Ort nur wünschen, dass hier möglichst viele Menschen vorbeikommen und bewusst der Opfer gedenken.

Früher stand die Abkürzung NSU vor
allem für die NSU-​Motorenwerke und ihre Produkte (NSU Prinz, NSU
Fox, NSU Quick), welche ihrerseits ihren Namen vom Hauptstandort
Neckarsulm ableiteten. Neckarsulm ist eine Mittelstadt (ca. 75.000
Einwohner) am rechten Neckarufer unmittelbar nördlich von Heilbronn
in Nordbaden und ihr Name verbindet den Neckar mit der im Stadtgebiet
von rechts zufließenden Sulm. Das S in Neckarsulm ist also nicht ein
Genitiv-​S von Neckar (das Ulm des Neckars), wie man vielleicht im
ersten Augenblick meinen könnte, sondern der Anfangsbuchstabe eines
rechten Neckarzuflusses, nämlich der Sulm. (Siehe Foto unten) Das Mahnmal befindet sich zwischen
Frauentorgraben und Frauentormauer beim Kartäusertor und der weiße
Staub auf dem frisch gelegten Pflaster zeigt, dass es noch nicht
lange dort steht. Wenn man durch das Kartäusertor in die Altstadt
eintritt, befindet man sich sofort in der Kartäusergasse/​Straße der
Menschenrechte beim Germanischen Nationalmuseum. Seit November 2011 steht das Kürzel
NSU im deutschsprachigen Raum allerdings nicht mehr nur unverfänglich
für die nordbadische Industriestadt, sondern auch für die
Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund. Während
vor 2011 viele User im Internet mit dem Kürzel NSU in ihrem Nick
eine Verbindung zu Neckarsulm andeuteten, ist seitdem die Verwendung
dieses Kürzels häufig schon ein Löschgrund für den entsprechenden
User, wie auch die Buchstabenpaare HJ, KZ, NS, SA und SS in
Kfz-​Kennzeichen nicht vergeben werden dürfen. Die Verwendung
provokanter User-​Namen wie josephgoebbels, kleineradolf oder
hermanngoering kann bei entsprechenden Moderatoren schnell einen
Löschbuttonreflex auslösen. In Nürnberg gab es Ende 2012 eine
Diskussion über die Abschaffung des Autokennzeichens NSU, was 38
Fahrzeuge des kommunalen Eigenbetriebs Stadtentwässerung und
Umweltanalytik Nürnberg (SUN) und etwa 400 Privatfahrzeuge betreffen
würde. Während die städtischen Kfz-​Kennzeichen wohl schon
ausgewechselt wurden, ist den privaten Fahrzeughaltern der
finanzielle Aufwand überwiegend zu hoch. (Siehe Foto unten) Die Straße der Menschenrechte mit ihren Betonsäulen in der Morgensonne (links) und die Edelstahltafel des NSU-​Opfer-​Mahnmals vor einem Turm der Stadtbefestigung (rechts) Am 21. März 2013 wurde am Kartäusertor
ein Mahnmal für die zehn NSU-​Opfer enthüllt, von denen drei in
Nürnberg ermordet wurden. Die Einweihungsfeierlichkeiten dauerten
eine reichliche Stunde und enthielten Redebeiträge von
Oberbürgermeister Ulrich Maly, Innenminister Joachim Herrmann, der
Generalkonsulin Ece Öztürk-​Cil und dem Vorsitzenden der Allianz
gegen Rechtsextremismus in Nürnberg Michael Helmbrecht. Auf die Idee
für diesen Beitrag brachte mich ein in den deutschen
NSU-​Wikipedia-​Eintrag eingefügtes Foto einer im April 2012
errichteten Gedenktafel auf der Theresienwiese in Heilbronn, wo die
Polizistin Michèle Kiesewetter im April 2007 erschossen wurde. Der
Standort der Gedenkstätte am rechten Neckarufer am Rande eines
Parkplatzes liegt nur etwa 3,5 km von der Südgrenze der Stadt
Neckarsulm entfernt, von der weiter oben die Rede war. (Siehe Foto unten) Einige Bildeindrücke aus der
Kartäusergasse und dem südlich von ihr gelegenen Bereich der
Stadtbefestigung mit (von links oben im Uhrzeigersinn) der Kreis
Galerie neben dem ehemaligen Haus der Metallarbeitergewerkschaft,
dem seit Jahren leerstehenden Hotel Deutscher Hof am
Frauentorgraben 29, dem Restaurant Aumer’s La Vie sowie dem
Germanischen Nationalmuseum daneben. Die Nürnberger Gedenktafel gibt den
Text der gemeinsamen Erklärung der Städte Nürnberg, Hamburg,
München, Rostock, Dortmund, Kassel und Heilbronn vom April 2012
wieder, darunter sind namentlich die zehn Mordopfer mit ihren
Sterbedaten, in chronologischer Reihenfolge geordnet, aufgeführt.
Ich persönlich habe schon einmal versucht, die ehemalige
Änderungsschneiderei in der Gyulaer Straße in der Nürnberger
Südstadt ausfindig zu machen, in der Abdurrahim Özüdoğru im Juni
2001 erschossen wurde, habe aber die Internetbilder nicht mit einem
bestimmten Geschäft verbinden können. Entweder waren die Bilder
falsch zugeordnet oder ich habe nicht lange genug gesucht.