Schokoladen aus Modica gehören zur uralten sizilianischen Tradition und sind gleichzeitig immer wieder Thema zahlreicher Dispute. Entweder man liebt sie oder hasst sie, die krümeligen Schkoladenbarren aus dem netten südsizilianischen Städtchen. Und sie sind wirklich ganz anders als normale Schokoladen. Das liegt insbesondere daran, dass man nach arabischem Rezept den Zucker in der Schokolade anscheinend teilweise kristallisieren lässt und wenig Öle verwendet, so dass die Schokolade dann eine bröckelige, härtere Konsistenz erhält. Die ist für den mitteleuropäischen Schokoladenexperten per se erstmal überraschend und fremd, vielen ist sie genau das Gegenteil der beliebten Cremigkeit und Feinheit schweizerischer oder belgischer Köstlichkeiten. Aber in der ockergelben Glut der Nachmittagssonne eines südsizilianischen Barockstädtchens schmeckt vieles anders. Da ist der Mandelwein erfrischend, der in Deutschland nur zuckrig anmutet. Da schmilzt der Espresso arabisch dickflüssig über die Zunge und hinterlässt ein träges Aroma einer bekömmlichen Gemütlichkeit, die in keiner Weise hastiges Aufspringen oder gar eine Rückkehr zu einer etwaigen unerledigten Arbeit zulassen will. Und da knuspert man eben zu jenem starken Kaffee doch noch ein weiteres Stückchen dieser Modica-Schokoladen. CioKarrua ist vermutlich nicht die allerbeste dieser Sorten zu unüberschaubar ist die Konkurrenz aber weit verbreitet und in vielen Varianten vorrätig. Und mittlerweile kann man an einigen Orten Deutschlands tatsächlich auch die knisternden Schokobalken erstehen, so dass man nicht unbedingt auf den nächsten Sizilien-Urlaub zu warten braucht auch wenn sie natürlich nur westlich der Strasse von Messina ihr wahres Aroma entfalten. (Review Nr. 2031, 30. Jan. 2013, text and photographs by mostro)
