Das Filialsystem der Ankerbrot AG hat sich in den letzten Jahren sehr modernisiert, was sich sicher auch auf die Produktionsabläufe ausgewirkt hat. Immerhin haben wir hier eine mehr als 100 jährige Bäckereikette mit einem Standort im 10. Bezirk. Jetzt müsste ich als Favoritner darauf gar stolz sein, bin es aber nicht. Im Grunde genommen hat sich an der Art der Produktion seit 1975 nichts geändert, sie ist lediglich moderner und damit, nehme ich an, effizienter geworden. Doch genau mit dieser Zeit begann in der Lebensmittelindustrie ein Abstieg, deren Sünden unsere heutige Gesellschaft büßt. Man wusste damals vielleicht noch nicht viel von gesunder Ernährung. Während aber die anderen Ketten hier längst umgedacht haben, wie Felber, Mann, ja sogar Ströck, hinkt Anker nun bereits seit Jahrzehnten hinterher. Der Umdenkprozess begann hier erst seit ca. 2012 und ich denke er wird noch Jahre benötigten um zumindest an das Niveau der anderen zu gelangen, wo diese mittlerweile schon heute sind. Es wird beispielsweise damit geworben das Teigverfahren, welches auf natürliche Weise mehr als 24h benötigt mittels ihres Produktionsverfahrens auf 8 Stunden zu reduzieren. Das bedingt eine Menge an künstlich beigemengten Zusatzstoffen, die solches erst ermöglichen. Genau deshalb scheidet Ankerbrot bei mir als erster Brotlieferant aus. Was die Teiglinge der Semmeln betrifft, so ist dies höchstwahrscheinlich noch schlimmer. Hier hat sich bis heute nichts geändert. Man möge mich bitte vom Gegenteil überzeugen. Man verweist auf eine FSSC22000 Zertifizierung, was immer das heißt, ich denke es ist eine Norm für Produktionsabläufe und ist aus der Sicht des Gastes/Kunden belanglos. Solange man im Supermarkt abgepackte teils sogar vorgeschnittene Brotware(was für eine dämliche Bevormundung) von Anker erhält, würde ich sogar raten, Hände weg, es sei denn es ist dir gesunde Ernährung wurscht, Hauptsache es ist billig. Über das Toastbrot kann ich das nicht so sagen, hier fehlt es mir an Grundkenntnissen, außer dass klar sein sollte, dass der Nährwert gegenüber z.B. Roggenprodukten gleich gegen Null geht. Ich bin auch großer Skeptiker bei den Imbissen. Ohne genauere Angaben über die Herkunft und Zusammensetzung der Zutaten wird mich Anker höchstens als Ausnahme zum Kunden gewinnen. Dagegen ist beim Kaffee eine für mich spürbare Besserung eingetreten. Der Umstieg auf reine Arabica-Böhnensorten ist nicht nur ein Qualitätssprung nach vorne, er schmeckt nun auch vorzüglicher gegenüber früher. Der Umbau fast nahezu aller Filialen hat es mit sich gebracht, dass es fast überall kleinere oder größere Sitzgelegenheiten, auch im Freien, gibt, hier am Keplerplatz sogar eine fantastische Kulisse vor der Johannespfarre mit nahezu parkähnlicher Stimmung inmitten auf der Fußgängerzone. Damit hat sich auch schon die Hauptfunktion dieses Ankers für mich ergeben. Positiv erwähnt werden kann das mittlerweile in viele Filialen verfügbare WLAN, ein zumindest in dieser hinischt positiver Schritt in Richtung Modernisierung. Etwas unangenehm kann es immer Sommer werden, als man vor der Sonnenglut nur schlecht geschützt ist. Das MA-Personal, von denen ich eine Dame hier schon jahrelang kenne, ist fleißig kompetent und bemüht. Das sollte überall Standard sein, ändert aber meine grundsätzliche Meinung über den Anker noch nicht. Der gute Kaffee rettet für mich den Anker vor nur einem Stern auf zwei, aber mehr als dass ich meinen morgendlichen Kaffee trinke, hin und wieder dazu Kipferl etc. speise, wird es nicht werden, solange man mich nicht davon überzeigt, dass Anker auch auf Qualität und ganz natürliche und gesunde Ernährung bei der Brot/Semmel-Produktion setzt. Was früher bei jedem Totscherlbäck’ ums Eck gang und gäbe war hat das Industriezeitalter mit ihren Ketten und Supermärkten zerstört. Bei einigen hat Gott sei Dank längst ein Umdenken stattgefunden und man kehrt, soweit es nun nach zerstörter Volksgesundheit noch möglich ist, wieder um. Beim Anker wird dieser Prozess, das sei aber klar gesagt meine ganz persönliche Meinung, noch mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Natalie V.
Rating des Ortes: 5 Wien, Österreich
Die Anker Filiale am Keplerplatz im 10. Wiener Bezirk ist mehr als eine Bäckerei wo es nur Semmeln, Brot und Gebäck zu kaufen gibt. Hier wurde offensichtlich ein neues Filialkonzept umgesetzt: Backerei trifft auf klassisches Wiener Kaffeehaus! Eine wirklich angenehme Überraschung, da ich eher kleinere Anker Filialen kenne. Man merkt den neuen Stil an verschiedenen Elementen wie dem Fliesenboden oder den Tischen und Stühlen im Thonet Stil. Gefällt mir persönlich sehr gut! Die Dekoration ist auch sehr liebevoll gestaltet: Es wurden Brotkörbe an die Wand gehängt, die, wie man mir auf Nachfrage erklärte, früher wirklich in der Bäckereifabrik in Favoriten verwendet wurden. Ebenfalls zeigen schwarz weiß Foto-Aufnahmen das frühere Aussehen der Filialen. Ebenfalls spielt im Hintergrund Musik, was das Flair eines Kaffeehauses noch verstärkt. Zu den herkömmlichen Produkten wie Brot, Gebäck und Mehlspeisen gibt es auch diverse Snacks wie Salate, Suppen oder ein Frühstück zum Mittnehmen(eine Box mit einer Auswahl an Schinken, Käse, Gemüse, sowie Gebäck, eine nette Idee wenn man im Sommer ein Picknick oder ähnliches draußen machen möchte) Ich wollte sonntags nur Frühstückssemmel besorgen und habe dann in der Filiale ausgeschrieben gesehen, dass Brunch angeboten wird. Das ganze nennt sich«Kaiserfrühstück bei Anker» und sah wirklich sehr lecker und umfangreich aus! Wird definitiv noch getestet werden!