Apotheke der Barmherzigen Brüder

Die Apotheke der Barmherzigen Brüder ist im ältesten noch im Betrieb stehenden Krankenhaus der Stadt Wien beheimatet, im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Am Beginn der Taborstraße wird gleich einmal ein kunstvoll hergerichtetes Gebäude erblickt. Wenn man dieses betritt, wird ein normaler Apothekenbesuch mit einer Zeitreise verbunden. Man hofft zum Teil sogar, dass eine Warteschlange vor einem steht. Denn die originalen räumlichen Verziehrungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, bringt die gewaltige Baukunst der damaligen Zeit zum Vorschein. Als Apotheker dort zu arbeiten muss nicht einfach sein, weil ich mich ein jedes Mal in die Verzierungen verträume und somit die Warteschlange aufhalte.
Trotz allem sind die Pharmazeutiker sehr freundlich und gehen auf die Kundenwünsche mit Ruhe und Gelassenheit ein. Einmal hatten sie sogar etwas nicht lagernd, dann hat sich die Dame wirklich die Mühe gemacht danach zu suchen, welche Apotheke in der Nähe das Benötigte hätte. Also wenn du irgendein Medikament oder einen Verband benötigst und du bist gerade in der Nähe der Taborstraße, scheue dich nicht zu den Barmherzigen Brüdern zu gehen, denn diese versuchen den Hippokratischen Eid wirklich Folge zu leisten.

Einmal war ich im 2. Bezirk unterwegs, komplettes Neuland für mich. Ich erinnere mich, es war Winter, es fiel dieser nasse Schnee vom Himmel, am Boden lag zwischen all den kleinen aufgeschütteten Steinchen schwarzer Gatsch. Und Melisa lief die Nase und der Hals kratzte.
Ich wusste, dass das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder irgendwo in der Nähe von meinem Aufenthaltsort liegt, also vermutete ich dort auch eine Apotheke. Bingo. Da war sie, die Apotheke der Barmherzigen Brüder.
Drinnen sah sie ganz anders aus, als die die ich gewohnt war. Meine Stammapotheke war modern eingerichtet, hatte diesen schönen Ärztegeruch und schrie nach Gesundheit. Diese aber war sehr altmodisch, der Boden knarrte und der Geruch erinnerte mich mehr an Holz als an Gesundheit.
Ich wurde aber sehr freundlich bedient und mir wurden mehrere Optionen gegeben für die ich mich entscheiden konnte und nicht so wie es sonst üblich ist in Apotheken, dass einem gleich ein bestimmtes Mittel vor die Nase gehalten wird mit dem Satz «Das ist das Beste dafür.»
Jetzt finde ich es gut zu wissen, falls ich mal nicht in der Nähe von meiner Apotheke bin, dass es noch eine gibt, bei der ich mich gut beraten fühle.