1 Bewertung zu Das Haus wo die Kuh am Brett spielt
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Oliver R.
Rating des Ortes: 3 Wien, Österreich
Vielerlei Geschichten prägen nicht nur das Wiener Pflaster sondern auch die Wiener Hausfassaden. Eine dieser Hausfassaden befindet sich in der Bäckerstraße in der Inneren Stadt und beim Vorbeigehen frägt man sich schon, was denn bitte die Kuh mit der Brille da zu suchen hat. Die Geschichtsbücher erzählen von einem gestrengen Richter, Hieronymus Kuh, der in jenem Haus gelebt haben soll, verwitwert und allein mit einer dominanten Tochter zurückgelassen. Eine große Passion des Richters war das Dame-Spiel, das er mit einem guten Freund pflegte. Dieser gute Freund war auch ein alberner Freund des Streiche-Spielens und verbreitete durch sein fröhliches Gemüt oft ausgelassene Stimmung. Einem solchen Streich ist auch die Kuh-Malerei zu verdanken. Der Freund hielt um die Hand der Richterstochter an. Diese willigte ein und der Richter war außer sich vor Freude, weil er dem Freund selber sehr zugetan war. Zur Feier der Verlobung sollte die Verwandtschaft eingeladen, gleichzeitig aber auch die Gunst der Stunde genutzt werden, dem Haus einen Namen zu geben — Auftrag der Tochter. Mit dem Damespiel sollte er schließlich zu tun haben. Und aufgemalt sollte er werden. [In Zeiten, in denen unter der Bevölkerung noch eine Zahlenschwäche herrschte, war es weitaus zielführender, Häuser nicht durch Nummerierungen sondern durch prägnante Namen oder Zeichnungen zu markieren.] Unter Geheimhaltung ließ der Bräutigam also die Fassade bemalen. Die feierliche Enthüllung brachte dann Gelächter: Herr Kuh als leibhaftige Kuh mit Brille vor dem Spielbrett. Der Scherz des Bräutigams entpuppte sich schließlich als Leinwand, dahinter verbarg sich der gesittete, mit Rosenbegleitung aufgemalte Name«Das Haus zum Brettspiel». Die schadenfreudigen Wiener blieben jedoch bei«Wo die Kuh am Brett spielt» und so säumt heute zur Erinnerung das bebrillte Rindsvieh die Hauswand auf der Bäckerstraße.