Fahrrad-Eck

Wenn man einem Nostalgie-​Drahtesel noch das Gnadenbrot füttern oder ihm einfach ein neues Leben als anti-​aschiger Phönix ermöglichen möchte, steht man bei der Suche nach Ersatzteilen leider schnell mal an. Uninspirierte Verkaufsläden möchten von Reparatur nicht viel wissen — oder besser gesagt: nicht viel weitersagen. «Des gibt’s nimma. Müssens was Neues kaufn.» Zelebrieren des Wegwerfens eben.
So wird das Projekt zu einem Zeitfresser, an dem immer wieder gerne die dreckigen Zähne des Zweifels nagen.
Doch glücklicherweise gibt es in Wien auch kleine, unscheinbare Ecken, wo die Unterstützung einem wohlwollend entgegenwinkt. Das Fahrrad-​Eck im 17. Bezirk ist so eines.
Gleich bei der S45-​Station Hernals — für 43erianer: Station Hernals — stehen die Türen offen für engagierte Pedaleranten. Natürlich kann man hier ganze Räder aber auch E-​Bikes und ihre kleinen Artverwandten, die E-​Scooter, kaufen. Aber auch Zubehör ist hier in Mengen vorhanden.
Hinterm Verkaufstisch zangelt jemand in der Werkstatt — gutes Zeichen.
Und bei einem Gespräch mit dem Verkäufer merkt man dann auch schnell, dass man hier endlich an der richtigen Adresse ist, dass man hier keine Fremdsprache spricht, wenn man von 70er-​Jahre-​Technik spricht.
Nietbolzen für die Kette der alten 10-​Gang-​Schaltung? Mal schauen, mal abmessen, mal kramen. Und draufkommen, dass das moderne Pendant einfach eine andere Bestimmung aufgedruckt bekommen hat — aber trotzdem passt.
Ein alternativer Lösungsvorschlag wurde zudem serviert.
Know-​how, Freundlichkeit und die Preise auch mehr als in Ordnung — was wäre es anderes als eine Empfehlung?
Nun kann es wieder weitergehen im Restaurationsprozess — damit der Radsaurier mit der italienischen Renn-​Zeichnung bald wieder über die Straßen flitzen kann.