Zum Alten Beisl, ein Lokal von der Familie Hejl seit Jahren geführt, unmittelbar neben dem Eissalon Tichy hat in letzter Zeit einige Änderungen durchgemacht. Zum ersten erfolgte ein Mannschaftswechsel. Sowohl Küchenpersonal als auch das Service Team ist frisch, eine jüngere Generation hat mit Saison 2015 das Ruder in die Hand genommen. Wie wirkt sich das aus? Durchaus positiv würde ich meinen. Z. B wurde die Speisekarte umgestellt und erscheint nun auch in einem neueren Outfit. Sie ist weiterhin einfach gestaltet, dafür etwas ausführlicher. Der Vorstadt-Beisl-Charakter, der für mich hier bislang vorgeherrscht hat, hat sich für meine Begriffe auf ein anspruchsvolleres Niveau bewegt. Ich meine, es gibt die sogenannten Vorstadtbeisln, von denen man besser Abstand hält und diejenigen, die einem wie eine Art Magnet anziehen. Früher war dieses Lokal nicht ganz meine Wahl, das ist jetzt anders geworden. Die Preise wurden im Zuge der Neuausrichtung spürbar mitangehoben, zumindest für frisch zubereitete Tagesschmankerl. Diese sind nun, auf neuen Schwarztafeln auf der Außenmauer schön ersichtlich, Speise für Speise angeschrieben. Gute Werbung, denn durch diese Veränderung bin ich neugierig und darauf aufmerksam geworden. Zum zweiten wurden die alten Gartentische und Stühle erneuert. Statt Blech herrscht nun wieder Holz, was für mich das Ambiente für das Draußensitzen verbessert hat. Subjektiv gesprochen würde ich sage: «Mensch, das wurde aber auch schon Zeit». Und das gilt sowohl für den davor befindlichen Schanigarten als auch für den im Innenhof befindlichen Gastgarten. Im Innenbereich hat sich diese Saison nicht viel verändert, außer, dass die Raucher/Nichtraucher Abtrennung seit einiger Zeit wesentlich besser funktioniert als früher. Die nun jüngere agierende Mannschaft macht auf mich einen freundlichen und professionellen Eindruck, vielleicht lässt sich das am besten so ausdrücken: «Ein neuer Besen kehrt gut», und man hofft natürlich stark, dass es so bleibt. Tatsächlich haben sich durch diese Umstellungen meine Besuche in letzter Zeit wieder erhöht. Und jetzt kommt das wohl Wichtigste: Man isst wirklich gut hier. Genau darum geht man ja schließlich hierher und genau darum schreibe ich auch hier gerne jetzt einen positiven Bericht. Man kann unter der Woche das Menüangebot in Anspruch nehmen oder a la carte Essen, im Grunde ja wie überall, aber ich wurde bei meinen sagen wir einmal letzten 4 – 5 Besuchen nie enttäuscht. Am Wochenende ist samstags kürzerer Betrieb über die Mittagszeit, am Sonntag und Montag Ruhetag. Das schreibe ich deshalb, weil das Lokal weiterhin keinen Internetauftritt hat, aber zumindest eine FB-Seite, über die man die Menüangebote abfragen kann, oder wie derzeit den bevorstehenden Betriebsurlaub in Erfahrung bringen. Gekocht wird bodenständige Wiener Küche ohne Schnick-Schnack und viel Pipapo, aber auf saisonale Produkte wird, wie es heute an und für sich ohnehin in guten Wirtshäusern selbstredend Tradition ist, klarerweise Rücksicht genommen. Also ist/war derzeit einiges an Schwammerln zu haben. Nicht gepflegt wird das klassische Wiener Gasthaus-Gulasch, dafür aber regelmäßig z.B. Erdäpfel– oder Szegediner-Gulasch. Dafür findet man es in variantenreicher Form wie z.B. diese Woche als Fisolengulasch auf der Tageskarte. Als Besonderheit zu erwähnen wären die über das ganz Jahr erhältlichen Marillenknödel, von denen mir bislang stets bescheinigt worden ist, dass sie immer frisch sind. Abgekauft habe ich ihnen das zwar bis heute nicht, aber gut geschmeckt haben sie mir dennoch, auch wenn man sie im Herbst eben aus dem Eisfach herausholen muss. Auch bei den Getränken verspüre ich die Umstellung auf höheres Niveau, als man mehr Auswahl an qualitativ besseren Weiß– und Rotweinen als die bloßen Schankweine hat. Um die Mittagszeit bzw. Abendzeit rate ich auf jeden Fall um Vorreservierung, denn das Stammklientel, welches hier schon jahrelang hergeht, belegt sehr rasch sämtliche Plätze bzw. hat sie für sich bereits vorreserviert. Mehrere Mal bin ich schon mit leerem Magen wieder von dannen gezogen. Früher war’s mir eh egal, jetzt ärgert es mich doch ein wenig. Alles in allem kann ich nun für dieses Lokal gerne meine Empfehlung als gutes Wiener Beisl aussprechen, weil sich mit den von mir beschriebenen Umstellungen vieles zum Guten bzw. Besseren gewendet hat als es mir noch vor ein paar Jahren in Erinnerung ist. Und auch aus diesem Grund habe ich gegen die höheren Preise keinen weiteren Einwand, als sie für mich mit feststellbarer Qualitätssteigerung einhergehen, das sei jedoch klar aber auch nur meine subjektive Meinung, wohl aber erwähnt. Möge es so bleiben, denn die klassische Wiener Küche und Beislkultur ist im lokalen Umfeld ansonsten ohnehin nur mehr noch spärlich vertreten und Hand aufs Herz: Gibt’s was Schöneres als eine gute Mahlzeit und danach noch eine kleine Eisleckerei vom Tichy nebenan, wer wird da nicht schwach?
Hugozs
Rating des Ortes: 5 Wien, Österreich
Wenn man auf eine freundliche Bedienung Wert legt, ist hier richtig. Wer noch dazu gutes Essen liebt wird sich wohlfühlen. Klein aber fein ist das Beisl.
Daniel S.
Rating des Ortes: 4 Wien, Österreich
Ebenso schmucklos wie die Fassade ist es auch innen im alten Beisl. Rein optisch also genau das was man von einem Beisl erwartet. Und auch die Speisekarte tanzt da nicht aus der Reihe: Schnitzel, Backhendl, Tafelspitz und Co. werden ergänzt durch eine regelmäßig wechselnde Tages-/Wochenkarte. Die Preise sind fair und dem Ambiente angemessen. Die Überraschung aber sind dann die Speisen selbst. Mit frischen Zutaten zubereitet sind diese ein wahrer Augen– und Gaumenschmaus. Aber auch die freundlich zuvorkommende Bedienung steht dem in Nichts nach. Das alte Beisl ist damit eine absolute Empfehlung auch über die Grenze des 10. Bezirks hinaus. In den Sommermonaten kann man den Nachtisch zum benachbarten Tichy verlegen und das eventuell beste Eis Wien’s genießen.