Grünflächen

STRAFANDROHUNG MIT CHARME UND HUMOR
Sackerl für die Verlassenschaft (Gackerl)
Mein Verhältnis zu Hunden ist komplex. Früher hatte ich Angst vor denen! Ich hab nach dem Abi mal eine Zeit als Briefträger gearbeitet und dabei einen Schäferhund getroffen, der nicht nur spielen wollte. Andererseits wollte er aber auch nicht abwarten, bis ich mein von der Deutschen Bundespost damals zur Verfügung gestelltes Hundeabwehrpfefferspray aus der schweren Posttasche genestelt hatte. Pech, aber da ich ein furchtsamer Mensch bin, zwang mich danach erstmal jeder Miniaturpinscher oder Aushilfspudel, weiträumig die Straßenseite zu wechseln.
Später habe sehr nette, meine Phobie desensibilisierende Hunde kennengelernt, u. a. in Umbrien einen muskulös-​mächtigen, pechschwarzen, indessen extrem höflichen, sehr manierlichen Labrador, den ich sogar mich getraut habe, zu streicheln. Pünktlich morgens um 7.30 erschien er vor unserem Ferienhäuschen, blieb jedoch höflich vor der offenstehenden Tür sitzen, um mit dezent feuchtem Blick anzudeuten, daß ein kleines Würstchen zu schnabulieren schon genehm wäre, wenn es keine Umstände mache. Nach diskreter Vertilgung desselben blieb er anstandshalber noch ein Weilchen, sah uns ein wenig beim Frühstückmachen zu, um sich dann stillvergnügt zu verpfeifen, anderwärts andere lukrative Geschäfte abzuschließen. Netter Hund!
Aber apropos Geschäft. Die meisten Hunde, damit verrate ich kein Geheimnis, funktionieren durch Stoffwechsel, besitzen also eine Verdauung, aber leider nicht den passenden funktionalen Körperbau, sich anständig auf eine Toilettenbrille zu setzen. Caniden machen, unschuldig-​fröhliche Naturwesen, die sie nun mal sind, in der Regel halt einfach irgendwohin. Ihnen macht das nichts aus. Leider gibt es noch immer gewisse Herrchen und Frauchen, denen es anscheinend auch nichts ausmacht. Sie haben halt eine schlechte Hundeschule! bzw. Kinderstube! Pfui! sagt indessen, wer versehentlich in das tritt, was in Österreich lustigerweise Verlassenschaften heißt.
Auch in Österreich sinnt man darauf, die schlamperten Hundehalter zu gesittetem Verhalten anzuhalten. Ohne Strafandrohung geht das bei den traditionell renitenten Untertanen zwar nicht, aber man versucht es hier mit Charme und Humor. In Grünflächen, die auf Hunde eventuell defäkationsanreizend wirken könnten, pflanzt man jeweilen einen lustigen Jack-​Russel hinein, der im Maul ein Schild trägt, worauf steht: Sind dir 36, — Wurst? Nimm ein Sackerl für mein Gackerl. Sonst drohen bis zu 36, — Strafe. Du hast es in der Hand. Bau keinen Mist. Stadt Wien. Also ich finde, wer so lustig und charmant mit Strafe bedroht wird, der nimmt doch gleich freiwillig ein Sackerl für das Gackerl (!) seines vierbeinigen Freundes. Außerdem scheint die Aktion Wirkung zu zeigen. Wien ist eine reinliche Stadt!