Portal der Salvatorkapelle

Wien und die Renaissance. Naja, nicht gerade die große Liebe würde ich sagen. Wien hat sich dann schon eher und viel lieber auf den Barock eingelassen. Mit dem Stephansdom und den damit spätgotischsten Turm Europas in Wien, wollte man hier vielleicht der Gotik etwas länger treu bleiben. Während in Italien schon die neuen Renaissancebauwerke entstanden, die Bücher und Schriften über die Antike gewälzt wurden, war in Österreich von dem noch gar nichts zu spüren.
Gar nichts dann aber doch auch wieder nicht. Wenn man durch die Salvatorgasse spaziert wird man plötzlich stehen bleiben. «Hoppla was ist denn das?» wird man sich vielleicht denken. Das passt ja hier gar nicht her. Tja und genau wenn man sich diese Frage stellt, genau dann steht man vor dem Portal zur Salvatorkapelle.
Unschwer wird man die Renaissanceformen erkennen, ist man näher mit dem Thema vertraut. Die zierlichen Arkanthusranken um die schlanken Säulen wiesen schüchtern auf neue Zeiten hin. Neu für uns nicht mehr, aber damals als es 1520 erbaut wurde. Neu vielleicht auch dann nicht mehr, aber in Österreich doch. Gut damals war das Ziel auch ein anderes. Man wollte natürlich auf die Antike verweisen. Dort waren die Arkanthusranken ein beliebtes Motiv. Die sich nach oben verjüngenden Säulen stammen ebenfalls aus dessen Formengut. Schlussendlich der kassettierte Überfangbogen, der viel gemeint hat mit einer jener italienischen Kirchen aus dem Quattrocento.
Das Portal stellt einen kleinen Beweis dar, dass sich die Renaissance doch auch nach Österreich verirrt hat. Dass hier wirklich alles zu finden ist, wenn man nur genau schaut. Ein wenig Aufmerksamkeit braucht es natürlich das alles zu entdecken. Aber es lohnt sich, denn erst so wird man die Vielseitigkeit der Wiener Kunst und Architektur erfassen können. Nein nicht nur Kunst und Architektur, die Vielseitigkeit Wiens sollte man besser sagen. Die Salvatorkapelle leistet jedenfalls ihren Beitrag dazu.