Rahlstiege

Carl Rahl war ein Wiener Maler. Malerisch ist die nach ihm benannte Rahlstiege in Wien-​Mariahilf also in mehrerlei Hinsicht.
Sechseinhalb Meter stürzt sie sich von der Mariahilfer Straße runter zur Rahlgasse, da wo einst Stadtmauer stand. An ihrem Fuße weiden die Gazellen in ihrem orientalischen Refugium. Oben marschieren die Gänse. Ein scheinbar idyllisches Tierparadies. Der «Gänsemädchenbrunnen» spuckte in früheren Zeiten auf dem Geflügelmarkt der Brandstätte Wasser, nun thront er auf der Anhöhe der Rahlstiege.
Zwei Podeste, auf denen sich bei heftigen Regenfällen kleine Seen bilden, unterbrechen den Fluss der Stiege. Mittig schwingt sich ein schmiedeeisernes Geländer hinunter.
Der Stiege zu Füßen liegt ein Turm aus Mülltonnen und Blumentöpfen, der etwa 6 Meter in die Höhe ragt. Darauf thront ein Ei mit dem spiegelverkehrt angebrachten Schriftzug «Gerngross». Eine Hommage des zeitgenössischen Wiener Künstlers Franz West an den Architekten Heidulf Gerngross und als solche von einigen Neidern angefeindet.
Die Rahlstiege hat für mich zwei spezielle Bedeutungen: die eines Weges zu den kulinarischen Tempeln Aux Gazelles, Shanghai Tan oder ramien beziehungsweise die eines Entrées zu einem Lichtspiel-​Erlebnis im Top-​Kino.
Und gerade zu nächtlicher Stunde spielt sie, verlassen und in das Licht ihrer klassischen Straßenlaternen getaucht, ihren Schönheitstrumpf aus.