Süsse Träume

Ich öffne den kleinen zylindrischen Papp-​Behälter und schon purzeln mir die rosafarbenen Kügelchen entgegen. Hmm, erinnert mich an Zuckerln aus der Kinderzeit. Die gab’s damals in kleinen Fläschchen, die stilistisch etwas mit dem Babyzeug zu tun hatten.
Langsam im Mund zergehen lassen, hat es geheißen. Ich halte mich daran und schmecke Zucker, schmecke Zucker und schmecke Zucker.
Und schon hat er mich gefunden, der Geschmack der Enttäuschung. Ich beschließe dennoch, dem Ganzen eine weitere Chance zu geben — und tue gut daran. Die erste Kugel scheint ein Blindgänger gewesen zu sein, eine Montagskugel — wenn man so will.
Doch jetzt legt sich tatsächlich ein Schleier von Koriander über meine Geschmacksrezeptoren.
Jetzt entfalten die kandierten Koriandersamen tatsächlich ihre Wirkung. Und wo die her sind, gibt es noch einige Aromen mehr: Anis, Heidelbeere, Fenchel, Lavendel, Veilchen und Rose.
Allesamt aus belgischer Herstellung. Dazu noch Pralinen in Quadratform, handgeschöpfte Schokotafeln, Marzipanfrüchte und Pastillen. Und bunte Bonbon-​Blümchen mit dem Gruß aus Frankreich.
«Süße Träume» nennt sich der Laden in der Alsergrunder Schlickgasse, ist Dealer aber kein Hersteller des Süßzeugs und sollte mit seiner Traumansage vorsichtiger sein, befindet sich doch gleich ums Eck der Wirkungsort Sigmund Freuds, des Vaters der Traumdeutung.
Und was süße Träume über einen selbst aussagen, muss nicht immer zuckersüß sein.

Ein Geschäft, das süße Träume heißt klingt vielversprechend. Denn genau das wünscht sich sicher jeder. Hier handelt es sich aber nicht um Angebote rund um das Schlafen und die damit verbundenen entstehenden Träume, seien sie nun süß oder nicht, sondern es handelt sich um traumhafte Süßigkeiten. Aber ehrlich, traumhafte Süßigkeiten wünscht sich eigentlich auch jeder oder?
Der kleine Geschäft hat mich zuerst mit ihrem vielversprechenden Namen und dem dazugehörigen wirklich süß –das nun natürlich nicht geschmacklich sondern optisch– gestalteten Namensschild angelockt. Die bunt gestalteten Schaufenster haben mich dann neugierig gemacht und nicht nur vor das Geschäft gelockt sondern auch in dessen inneres. Da lagen auf grün und gelben Stoffen und Seidenpapier die süßesten Köstlichkeiten. Vor allem die Pralinen haben es mir angetan. In ihrer kleine quadratischen Form ist jede durch die Oberflächengestaltung und Dekoration ausgezeichnet. Da ziehen sich dann in weißer Schokolade bunte Fäden, wahrscheinlich irgendwelche Beerensorten oder Pistazie. Oder sie sind ganz färbig oder gestreift. Also ein eher unkonventionelles Aussehen für Pralinen. Eben das hat mir gefallen, einmal was anderes. Schokolade kann ja bekanntlich so vielseitig sein.
Im Inneren wurde es dann noch besser. Da gab es zusätzlich zur Schokolade gute und freundliche Beratung. Eine perfekte Mischung, vor allem bei diesem Angebot, das ja wirklich die verschiedensten Schokoladevariationen umfasst.
Zum Schluss noch ein Tipp für jene, die normal auf die Schokolade verzichten müssen: das Geschäft hat sich vor allem auf Diabetiker und Allergiker Schokolade spezialisiert. Daher gibt’s auch für euch einmal statt Verzicht traumhaften Süßigkeiten.

Sehr netter kleiner Laden in der Schlickgasse. Die Gegen um die Porzellangasse im neunten Wiener Gemeindebezirk war ja schon immer sehr schön, wenn auch etwas verschlafen. Das scheint sich in langsam zu ändern, es schießen rund um das Schauspielhaus immer mehr nette Lokale und Läden aus dem Boden.
Eines davon eben das vor etwa zwei Jahren eröffnete Süsse Träume. Hier gibt’s, wie sollte es anders sein, Süßkram. Pralinen, Torten, Jellybeans, Kekse, alles was das zuckerverrückte Herz begehrt. Besonders die Pralinen sind sehr zu empfehlen, denn hier wird auch viel experimentiert: Von den traditionellen Trüffeln und Makronen abgesehen findet man hier auch allerlei ausgefallene Kreationen.
Das Ganze zu einem vernünftigen Preis, und netter, familiärer und kinderfreundlicher Atmosphäre — wirklich ein unglaublich süßer Laden.