Paranoia City, Buch und Wein

Zürich brennt nicht mehr, die Punks sind jetzt erwachsen und der ehemalige Anarcho-​Buchladen im besetzten Haus wohnt auch schon eine Weile an einem neuen Ort und ist inzwischen eine anständige Lesegaststätte in Kombination mit einer feinen Weinhandlung und Gartenwirtschaft geworden.
Was übrig geblieben ist aus den wilden Zeiten ist die gute Ambience und das Kernthema: die Politik. Es gibt aber auch ganz viele Bücher und Hörbücher zu Wissenschaft, Gestaltung und Unterhaltung.

Bücher und ein Café ist für mich ein schöner Ort. Buch und Wein stellt den Olymp da. Wie bei den alten Griechen treffen sich hier der Gott des Weines und die Göttin der Klugheit. Zusammen sind sie eine belebende Mischung. Funktioniert auch gut hier auf der Erde.
Es sind europäische Weine, die hier verkauft werden und sich alle im bezahlbaren Sektor befinden. Für den Sektor werden extra eine Auswahl an kühlen Weissen für heisse Tage dargeboten. Ich selber bin ja kein Weissweintrinker. auch im Sommer nicht.
Die Bücher sind echt interessant und sehr speziell und lassen auf eine anarschiche Gesinnung der Inhaber schliessen. So entdecke ich dei Kategorien Geschichte, Soziologie
und eben Anarchie. Desweiteren finde ich noch eine paar schöné und gute Romane.
Eigentlich verkauft dieser Laden lauschige Sommerabende. Den was braucht es mehr als einen Balkon (den man hier zugegebenermassen nicht kaufen kann) ein gutes Glas Wein und ein spannendes Buch? Klingt nach Klischee, ist aber so.

Buch und Wein, das ist sicherlich eine gute Kombination oder nicht? Ein gutes Buch und dazu ein gutes Glas Wein, da habe ich nichts dagegen einzuwenden. Ich frage den Verkäufer, wie sie denn darauf gekommen sind, beides zu verkaufen und die Antwort ist sehr unspektakulär: Paranoia City seien vorher zwei verschiedene Läden gewesen an der Bäckerstrasse und da hätten sie aus dem Lokal rausmüssen und nur ein Lokal gefunden und dann hätte man sich kurzerhand zusammengeschlossen. Ich ärgere mich, dass ich nicht gefragt habe, wie der Name entstanden ist, etwa aus City und Paranoia, wohl kaum.
Zuvorderst im Raum befinden sich die Gestelle mit den Rubriken, Kunst, Design, Internet und Geschichte, hinten im Raum dann die Romane. Und in der Mitte der Wein im Preissegment von 9 – 49 Franken ungefähr. Die Flaschen kommen auschliesslich aus der Schweiz oder aus Europa, nicht aber aus einem anderen Kontinent, was für mich umwelttechnisch absolut Sinn macht. Ich kaufe ihm einen Spanier ab, den er mir empfiehlt und blättere noch ein wenig in der neuen Publikation von Swiss Press Fotos. Toll, der Laden, ganz nach meinem Geschmack!

Die Geschichte der Buchhandlung Paranoia City liest sich wie eine Chronik über die linke Szene in Zürich seit den 1970er Jahren — gegründet von Anarchisten um linke Propaganda zu betreiben, als Treffpunkt und geistiges Mithauptquartier der 80er Bewegig wuchs sie zu einer relativ normalen Buchhandlung mit Schwerpunkten auf politisch-​linker Literatur und mit viel Sinn für schön gebundene Bücher. Doch die Geschichte geht weiter: Im 2010 ist Paranoia City Opfer der Aufwertung der Bäckerstrasse geworden und an die Ankerstrasse umgesiedelt — nun, etwas kleiner, weil mit Buch & Wein zusammengelegt ist das Sortiment etwas geschrumpft, dafür gibts was zu saufen. Auch gut. Und besonders gut im kleinen Garten, wenn eine Lesung stattfindet.

Hier stelle ich euch ein Zürcher Original vor, denn diese ausgefallene und besondere Buchhandlung ist eben serh viel mehr als eine normale Buchhandlung.
Sie gibt es schon sehr lange und irgendwie ist sie eben genau aus diesem Grund schon fast ein wenig zu einem Teil Zürichgeschichte geworden, ohne die diese Stadt sehr viel langweiliger wäre. Du findest hier nicht nur sehr ausgewählte Bücher, CD’s, DVD’s, Karten, Spiele, Software etc., sondern eben auch — und das ist das besondere — auch mal Zeitkritisches — und das erfrischenderweise eben mehr als überall sonst. Die Jungs an der Theke kennen sich aus und beraten dich sehr gut und kompetent, was manchmal wirklich sehr angenehm sein kann.

Seit einem Jahr an der Ankerstrasse. Der ältere Laden bis Mitte Neunziger Jahre nahe bei der Bäckeranlage war in den 80er Jahren Anlaufstelle der politisch aktiven Jugend… und ich hab glaub dort mein 1. U-​Comix gekauft!
Heute mit gestrafftem Buchsoriment gegenüber dem Laden an der Bäckerstrasse, aber immer noch Intellektuell, Politisch, Sozial, Anarchie, Frauenliteratur, China und vieles mehr, und via Kochbücher kommen wir zum Wein… eine interessante Selektion von Schweizer Weinen und der umliegenden Nachbarländer… Die Kombination von Buch & Wein ist sehr ansprechend, der Laden nichts für eilige Leute. Heute hab ich keine Lust auf Gescheites, und so verlass ich den Laden bloss mit einer Flasche Bandol La Bastide Blanche und einem Pinot Noir von Sara Gasteiger aus Männedorf. Prosit.

Diese Buchhandlung ist mehr als eine Buchhandlung. Sie ist schon fast ein wenig einen Teil Zürichgeschichte. Sehr ausgewählte Bücher, CD’s, DVD’s, Karten, Spiele, Software etc. Zeitkritisches findet man hier mehr als überall sonst. Sehr kompetente Beratung.