Bezirksamt Hamburg-Mitte

Innerhalb Hamburgs bin ich nun schon ein paar mal umgezogen. Ich kann mir nicht genau erklären woran es liegt, aber in St. Pauli sind die Wartezeiten im Bezirksamt wirklich (mit Abstand) am aller kürzesten.
Das ist verdreht, denn gerade hier ist auch das Warten am angenehmsten. Die Atmosphäre ist für eine Behörde extrem entspannt und zwar sowohl von Seite der Wartenden als auch von den BeamtInnen aus. Da wird das floskelhafte Wort «Bürgerservice» mal mit Bedeutung gefüllt.
Ob die was dafür können, dass auch die Pässe und Persos hier schneller fertig werden (so erlebt bei mir vor zwei Monaten und zweien meiner Mitbewohner ebenfalls in diesem Jahr), kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Die Dinger werden doch bestimmt irgendwo zentral gemacht, dachte ich immer. Es ist aber schon auffällig, dass sie hier eben doch trotzdem sehr viel früher da sind, als in anderen Behörden.
Dazu zu raten hier hinzugehen kann man ja eigentlich nicht. Dafür müsstet Ihr schon hier her ziehen. Solltet Ihr aber tatsächlich hier her ziehen, dann wisset: hier werdet ihr von Hamburgs schönstem, sympathischsten und schnellsten Einwohnermeldeapparat betreut, wo gibt.

Der Mensch, der Ämtergänge gern macht, der muss erst noch geboren werden. Die Stimmung im Warteraum ist immer latent gereizt, das Flair in Ämtern geprägt von ausrangierten Möbeln und PVC-​Böden und die Wartenummer, die man zieht, kommt erst in gefühlten drei Stunden.
Das mit den Möbeln und dem Boden trifft im Bürgerbüro St. Pauli definitiv zu! Der Rest nicht. Die Stimmung unter den Wartenden ist immer recht entspannt — es wäre wohl etwas zynisch, das damit zu begründen, dass die Leute auf St. Pauli eben «viel Zeit» haben. Zudem geht es hier wirklich schnell — und mit schnell meine ich, dass ich hier noch nie länger als 20 Minuten für einen neuen Ausweis oder eine nervige Bescheinigung war.
Die Beamten hier sind freundlich, nehmen sich sehr viel Zeit und geben einem wertvolle Tipps zu gewissen institutionellen Sachverhalten.
Ich gehe immer noch nicht gerne zum Amt, mir wurde sogar eine gewisse «Ämterphobie» attestiert, aber mit diesem Bürgerbüro bin ich gut therapiert.

Ich finde St. Pauli hat das schönste Ortsamt der Stadt. Natürlich kenne ich nicht alle, eigentlich nur das in Mitte und das ist schrecklich. Aber trotzdem. Hier geht man ganz gern hin, weil das Gebäude so schön ist. Die Treppe zu beiden Seiten des Eingangs in einer blüten-​weißen Fassade lädt einen ja förmlich ein.
Kein Wunder es ist ja auch ein altes Krankenhaus. Und genau zu sein, das ehemalige Israelitische Krankenhaus. Es wurde 1843 nach Plänen von Johann Hinrich Klee-​Wölbern als Neorenaissancebau errichte worden. Aber kein geringerer als Salomon Heine ließ es für seine Frau erbauen. !939 liessen es die Nazis schließen, was danach darin war, weiß ich leider nicht. Seit 2000 sitzt nun das Ortsamt in dem denkmalgeschützen Bau.