Über München hängt eine Wasserwaage deren Anzeige immer mehr ins Gleichgewicht kommt. Die Luftblase wandert richtung Mitte– kulturell gesehen. Während im vergangenen Jahrzehnt sich die Stadt wenig Freunde durch Luxussanierungen machte tobt eine friedliche Rebellion im Untergrund. Wir wollen bunt bemalte Trümmer von alten Häusern auf dem zwei Küssenden Gänseblümchen und der Titel«Underground Resistance» als Motiv ein Grinsen hervorrufen. Wir wollen zwischen klaffenden Löchern im Boden umherspringen, auf Holzbretternd schwebend tanzen und dabei unser Wodkabull verschütten. Ein kurzes Kichern und weiter gehts. Der Begriff«Temporary Spaces» verschwindet zunehmend doch das gute daran ist: Er ist immer noch da. Keiner hat´s gemerkt? SoSo ;-) Allerdings bestätigen Secret Veranstaltungen wie«submovers» täglich aufs Neue das der Fliederstrauß noch blüht. Kann denn urban culture Sünde sein? Niemals. Und was passiert im Kulturzentrum #1? Das Pathosgelände ist für mich ein Wunderwerk. Ständig stolpere ich hier rein. Seit nunmehr 15 Jahren. Mal mit Aufträgen als DJ, mal nur so zum stöbern als Gast. Und immer habe ich das gleiche Gefühl: Hier bin ich zuhause. Das ist mein Ding. Ein Kästchen mit Kakteen erfreut das Auge. Bizarre Gemälde daneben, der Pfeil mit der Aufschrift«Import Export Kantine» direkt darüber. Zwischendrin höre ich leises Summen in einem der vielen Häuser die hier stehen. Probeunterricht für ein akkustisches Songwriter Projekt? Mag sein. Oder was ganz anderes? Auch möglich. Gedanken kreisen, derweil purzeln aus einem offenen kaputten Fenster verzerrt elektrische Gitarren, gegenüber sitzt eine Gruppe Studenten mit Büchern. viel Gelächter und bunte Schals um den Hals. Was für tolle Leute hier. So da bin ich… ImPex– so unsere interne Abkürzung für das Schmuckstück. Mittwoch, 12 Uhr, heute teste ich das erste Mal die viel beworbene Mittagsküche. von Mi-Fr stehen 3 vegetarische/vegane Gerichte zur Wahl. Mmhh gut. Also, bevor ich mit der Chefin Katha quatsche hol ich mir einen marokkanischen Kichererbseneintopf. Angenehm scharf, herzerwärmend lecker. 4 Tage zuvor legte ich hier auf(siehe Fotos) — ungewöhnlich nun einen leeren Saal vor zu finden wo vor einiger Zeit der Bär im Rahmen der Soli Veranstaltung«Schule für Kobane» tobte. Doch der Anblick entspannt mich. Leise Musik, Gemurmel der Gäste die mit Freude hier ihre Mittagspause zelebrieren. Ehrlich währt am längsten, deshalb funktioniert es bei so vielen Menschen. Nicht wirklich jeder mag aufgesetze Heiterkeit mit falschen Versprechungen. Viel zu teuer, viel zu voll, viel zu unbarmherzig zubereitet. Anders in der Kantine. Selbstgemachte Bioküche, frisch, fein und lecker. Import Export setzt nahtlos am Rest des Pathos Konzepts an. Alternative Schaubuden im 2015 Format. Klein, cool, süß und spannend. Hinter jeder Gardine erscheint ein neues Programm. Plötzlich steht der verwunderte Gast inmitten einer Malstunde für eine Vernissage. Oder eine Bluesgruppe übt für den Auftritt. Zwischen Pinseln und Schrauben findet sich jedes mal eine Kaffeemaschine die zum verweilen einlädt. Aber ja, es gibt einen Plan. Das alles klingt zunächst sehr unkoordiniert ist es aber gar nicht. Der Plan ist: absichtlich menschlich zu sein. Absichtlich unschuldige Lämmchen zu streicheln wie bei«unsere kleine Farm». Alle lachen, alle haben Spaß. Und viele lernen sich erst an Ort und Stelle kennen. Macht nichts wir haben noch viel vor. Theater? Filmproduktion? Kunst und Musik? Ach es gibt so viel gutes. Schön ist es auf der Welt zu sein, lass die Sonne ins Impex rein. Schaut euch das Programm auf der Homepage an. Garantiert findet auch ihr euren Favoriten. Eine Eventlocation wie sie im Buche steht. Ich bin fasziniert.