NS-Dokumentationszentrum München

Es fällt mir schwer, Sterne zu vergeben, das ist schließlich keine Eisdiele.
In München war ein Museum über die Stadt und die Nazis nicht überfällig, sondern überüberüberfällig. Insofern bin ich von der altbackenen Umsetzung schon etwas enttäuscht. Sehr viele Texttafeln mit immerhin einigen Bildern, knochenharter Fußboden, der das lange Stehen zur Qual macht, null Sitzgelegenheiten. Museumspädagogik aus der Zeit, als es noch keine Museumspädagogik gab. Man liest viel im Stehen, das man auch ganz gut bequem im Sitzen hätte lesen können. Die Architektur des Neubaus — tja, monumental, kalt, kantig, viel Beton. Passt architektonisch gut in die Ära, ich weiß aber nicht, ob das so gewollt war.
Respektabel fand ich, dass bei den Nazigegnern nicht bloß die Opportunen erwähnt wurden, sondern auch Monarchisten, Katholiken und Bibelforscher (Zeugen Jehovas).
Aus irgendeinem Grund war es drinnen brütend heiß, besonders in den oberen Stockwerken, davor wurden wir auch schon an der Kasse gewarnt. Wieso?
Insgesamt blieb nach dem Besuch ein Wust an Informationen und Bildern im Kopf zurück. Wenn das so gewollt war, dann voller Erfolg.
Das Museum (von einem Dokumenationszentrum habe ich nichts mitbekommen, vielleicht ist da noch was im Keller) ist nicht wirklich schlecht, aber schlichtweg von gestern.
Preislich ist es OK, € 5 bzw. die Hälfte mit Ermäßigung. Es gibt auch Audioguides, die wohl im vollen Eintrittspreis inklusive sind, im ermäßigten aber nicht. Studenten brauchen das wohl nicht.

Was eine Wahnsinns-​Ausstellung. Es ist ein Ort, an dem viele Fragen beantwortet werden.
Ich wurde tief in die Münchner Geschichte gezogen und durch Erinnerungen an Erzählungen meiner Großeltern und meine Urgroßmutter sehr lebendig (selbst 1966 geboren).
Die sehr intensive chronologische Aufarbeitung mit Schautafeln, Ausschnitten aus Wochenschauen, Bildern und Briefen sowie Zitaten bekannter Persönlichkeiten wie Thomas Mann, lassen diese Epoche sehr lebendig erscheinen.
Aber es ist nicht nur die Zeit von 1933 — 1945 abgebildet, es sind die Zeit von 1919 bis 1929, die es möglich machten, dass diese Partei die Macht ergreifen konnte.
Zur Aufarbeitung wurden aber auch die Jahre von 1945 bis heute eingebunden und mit aktuellen Ereignissen in Kontext gesetzt.
Mein Dank geht an die Stadt München und die tollen Mitarbeiter, die gerne Auskunft geben und die Besucher sehr herzlich und kompetent betreuen.

Also die Ausstellung ist sehr gut und geht wirklich nah.
Die Audio Tour ist sehr informativ, aber auch sehr lang.
Es gibt kaum Sitz– /​Ausruhmöglichkeiten und das erschwert die 3 bis 3,5 Stunden Tour schon etwas.
Wichtig ist das wir alle aus einer derartigen Ausstellung lernen und etwas vergleichbares nie wieder passiert!

Ich war sehr begeistert! Das Zentrum wurde ja erst dieses Jahr eröffnet und so eine Einrichtung hat jahrzehntelang in München gefehlt.
Der Erste Weltkrieg, die Weimarer Republik, die Anfänge des Nationalsozialismus (vor allem in Bezug auf München) werden hier sehr gut dargestellt. Das ganze Ausstellungskonzept gefällt mir sehr gut. Man fängt im 4. Stock bei den Anfängen an und landet im ersten Stock in dem die Zeit nach dem Krieg behandelt wird. Beim letzteren wird vor allem auch auf den Umgang mit den Hinterlassenschaften in München eingegangen. Das Doku-​Zentrum selbst steht an der Stelle wo die Nazis ihr «Braunes Haus» hatten.
Besonders bewegend sind die Audio-​Kommentare von Zeitzeugen. Besonders schockierend die Ebene die zeigt wie viele Unterstützer die Nazis — vor allem auch in München — hatten.
Mit der Eintrittskarte hat man den Möglichkeit einen Audio-​Guide kostenlos dazu zu nehmen — das würde ich jedem empfehlen, der ist wirklich gut und wird sogar in unterschiedlichen Detail-​Stufen angeboten, so dass auch z.B. Kinder hier nicht mit Infos erschlagen werden.
Die Schautafeln sind sehr gut gestaltet, es gibt viele Dokumente und viele Original-​Fotos und Videoaufnahmen aus der Zeit. Es gibt viel aber es wirkt nicht total überfrachtet, was bei Doku-​Zentren oft der Fall ist.
Für eine komplette Tour sollte man so ca. drei Stunden einplanen. Da schafft man dann die Audio-​Tour und hat Zeit für einige Tafeln.

Lange hat es gedauert, bis vor wenigen Wochen das NS-​Dokumentarzentrum in München seine Pforten geöffnet hat. Zu lange? Gute Frage. Zu spät? Gute Frage. Nein, es gibt Dinge, die können einfach nie zu spät sein.
Und es ist auch gut, dass in einer Zeit, in der einerseits die letzten NS-​Täter endlich vor Gericht stehen, andererseits aber auch designierte Flüchtlingsunterkünfte in Flammen stehen und Ressentiments mitunter fröhliche Urständ feiern (und das nicht nur an den Stammtischen), ein solcher Ort eröffnet wurde.
Seit wenigen Wochen hat es seine Pforten geöffnet– und bis einschließlich 31. Juli gewährt es kostenlosen Einlass, das NS-​Dokuzentrum in München, der einstigen «Hauptstadt der Bewegung». Die 5 Euro, die danach für Vollzahler fällig werden, sind aber absolut angemessen.
Das NS-​Dokuzentrum befindet sich in einer historisch belasteten, fast schon kontaminierten Ecke Münchens. Denn hier breitete sich wie eine Krake nach und nach die NSDAP mit ihrer Verwaltung und ihren Teil– und Unterorganisationen aus. Das Dokuzentrum selbst befindet sich dort, wo einst das «Braune Haus», die ehemalige Parteizentrale, die später zu einer Art Museum wurde, stand. Unmittelbar dem Gebäude benachbart ist nicht nur der ehemalige «Führerbau» (Ort des Münchner Abkommens von 1938), sondern auch der Rest des nördlichen Ehrentempels.
Ein Audioguide mit verschiedenen Sprachen und — zumindest auf Deutsch– verschiedenen Fassungen («Normal», Kinder, einfache Sprache) ist an der Kasse, die derzeit ja noch keine Tickets verkauft, erhältlich. Er lohnt sich.
Los geht es mit der Dauerausstellung im 4. Obergeschoss, es geht dann von oben nach unten (so eine Führungslinie gibt es ja auch andernorts, etwa im Jüdischen Museum in Berlin).
Es beginnt relativ harmlos mit der Ausgangslage mit dem/​nach dem 1. Weltkrieg. Aber es wird nicht beschönigt, dass bestimmte Kräfte in Bayern auf einen noch fruchtbareren Boden als im Rest der entstehenden Weimarer Republik stießen. Wenn man den einen oder anderen Text so liest, da drängen sich mir durchaus Parallelen zur Gegenwart auf…
Der Rundgang mit 33 senkrechten Großtafeln mit Fotos und anderen Dokumenten sowie Texten (die beim Audioguide auch durch O-​Töné ergänzt werden) und waagrechten Vertiefungstischen mit weiteren Texten und Fotos/​Dokumenten (stets nur Repliken) führt dann über den Aufstieg der NSDAP, der auch staatlicherseits begünstigt wurde (ich sage nur grobe Rechtsbeugung durch die bayerische Justiz, indem zum einen ein in die Zuständigkeit des Reichsgerichts gehörendes Verfahren in Bayern «behalten» wurde und zum anderen das Recht rechtsbeugend ausgelegt und z.B. die zwingend bei bestimmten Delikten vorgesehene Ausweisung eines österreichischen Staatsbürgers ignoriert wurde) bis zu der Zeit, in der die NSDAP dann «Ein Volk, ein Reich, ein Führer» zu ihrer Devise gemacht hatte.
Der Schwerpunkt liegt konsequent auf München und Bayern. Tätern und Opfern werden an den Vertiefungstischen exemplarisch Gesichter und Namen gegeben– nicht nur den «großen».
Man merkt gar nicht so recht, wie die Zeit vergeht, bis man dann in dem Bereich ist, in dem es um die Nachkriegszeit geht. Das kalte Kotzen bekomme ich, wenn ich wieder einmal lese, wieviele Täter und Mitläufer gar nicht zur Verantwortung gezogen oder mit Samthandschuhen behandelt wurden. So manche zunächst verhängte Strafe wurde amnestiert oder schlichtweg nicht vollzogen. Ein negatives Ruhmesblatt der deutschen Nachkriegsjustiz war die Witwenrente für Frau Freisler– gestützt darauf, welche Karriere ihr Mann nach 1945 gemacht hätte… Auch die schwierige Aufarbeitung wird behandelt. Nicht nur, dass viele nichts gewusst haben oder nicht mitgemacht haben wollen– nein, ganze Opfergruppen mussten über Jahrzehnte um Anerkennung und Rehabilitierung kennen. Während der militärische Widerstand schnell gefeiert wurde, war es etwa für Homosexuelle und Sinti und Roma ein jahrzehntelanger Kampf, als Opfer gewürdigt zu werden…
Und sich als «Weltstadt mit Herz» zu kaufen, ist natürlich auch immer einfacher, als sich als Stadt sofort der eigenen Verantwortung als «Hauptstadt der Bewegung» zu stellen. Beschämend, dass zur Zeit des Nationalsozialismus nicht fertig gebaute Gebäude, die auch Ausdruck von NS-​Selbstverständnis waren, nach Originalplänen fertiggebaut wurden… Usw. usw. Dies wird in der Daueraussstellung nicht ausgeblendet.
Diese Aussstellung verheimlicht wirklich nichts. Und sie schafft die Quadratur des Kreises, nämlich einen umfassenden Gesamtüberblick, der auch die Zeit nach 1945 beinhaltet, anschaulich und gut darzustellen. Und selbst «Geschichtsprofis», die wie ich schon sehr viel gesehen und gelesen haben, zu begeistern.
Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Wehret den Anfängen!
Den sehr guten Ausstellungskatalog gibt es vor Ort im kleinen, viel zu versteckten Shop für äußerst gut angelegte 28 Euro (Buchhandelsausgabe 38 Euro).

Über vier ganze Stockwerke erstreckt sich diese äußerst umfangreiche Präsentation, die sich mit der Zeit zwischen dem Ende des ersten Weltkriegs und dem Ende der Nazi-​Diktatur beschäftigt. Doch damit nicht genug, es wird auch gezeigt, wie bis heute mit diesem dunklen Kapitel umgegangen wird.
Der Name ist Programm, hier wird vor allem dokumentiert. Beschreibende Texte werden ergänzt von vielen Fotografien und Dokumenten. Gut durchdacht finde ich, dass hier keine Originale ausgestellt sind — es gibt nur Abdrucke all dieser Quellen zu sehen.
Die mehr als 30 Stationen — wenn man sie so nennen will, man könnte auch Gliederungspunkte sagen — sind immer nach dem gleichen Prinzip aufgebaut: Es gibt eine große Standtafel mit einem oder zwei großen Bildern und etwas Text darauf. Diese Tafeln stehen zumeist entlang den Wänden. Im Rücken des Besuchers, also in der Mitte des Raums, stehen dann Infotische. Diese sind hinterleuchtet, so dass man die abgebildeten Fotos und Dokumente gut erkennen kann. Hier werden dann einzelne Themen «herausgepickt» und ein eher allgemein gehaltener Text wird z. B. ergänzt von Biographien, näher erläutert durch Dokumente wie Flugblätter, Auszüge aus Notizbüchern, Listen, etc. Information en masse.
Interessanterweise beginnt die Ausstellung im obersten, dem vierten Stockwerk. Wahlweise gelangt man hier über eine Treppe oder mit dem Aufzug hin. Um alle Informationen in chronologischer Reihenfolge zu bekommen, wendet man sich links und dann immer an der Wand des Raumes entlang. Auf Ebene 4 erfährt man mehr über den Ursprung und Aufstieg des Nazi-​Regimes (1918 – 1933), ein Stockwerk darunter geht es um «Diktatur und Gesellschaft im Nationalsozialismus, 1933 – 1939, also bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Ebene 2 schließlich befasst sich mit München während dem Krieg (1939 – 1945), abgeschlossen wird das ganze dann auf Ebene 1, die etwa zur Hälfte mit der Dauerausstellung gefüllt ist, die andere Hälfte ist reserviert für wechselnde Sonderausstellungen. In der Dauerausstellung geht es hier dann darum, wie mit der Zeit des Nationalsozialismus nach 1945 umgegangen wurde und wird.
Bei der Vielzahl der Themen, die hier präsentiert werden, beschränkt sich die Ausstellung vornehmlich auf die Stadt München und das nähere Umland. Dennoch wird hier eine solche Menge an Information geboten, so dass ein einziger Besuch nicht ausreicht, wenn man sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen will. Positiv anmerken möchte ich, dass hier, wie der Name schon sagt, dokumentiert wird. Es wird gesagt, so und so war es, das wird dann mit entsprechenden Bildern und Dokumenten belegt. Eine Wertung wird hier nicht vorgenommen.
Markant ist auch der Standort des Dokumentationszentrums, dieses wurde an der Brienner Straße 34 errichtet, in Sichtweite des Königsplatzes. Genau auf diesem Gelände, wo jetzt das neue Gebäude steht, befand sich zur NS-​Zeit das «Braune Haus», das die Parteizentrale der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) war. Heute wird an dieser Stelle an das Leid, das von hier ausging, erinnert.
Das NS-​Dokumentationszentrum am Königsplatz ist ein unbedingtes Must-​See, nicht nur, aber insbesondere für alle Münchner.

Endlich!
70 Jahre nach Befreiung Münchens durch die US Army und dem daraus resultierenden Ende des Nazi-​Terrors hat München ein Ort zur Erinnerung und Information über die Verbindung der Stadt zum NS-​Régime.
Auf den Tag genau 70 Jahre nach der Übernahme der Kontrolle über die Stadt München durch die US Army wurde das NS-​Dokumentationszentrum an historischer Stätte am ehemaligen Standort des Braunen Hauses eröffnet.
Der Eintritt kostet im Regelfall 5 €, aber die ersten 3 Monate ist der Eintritt noch frei.
Die Ausstellung beginnt etwas ungewöhnlich im 4. Stock und führt dann über 3 Etagen nach unten.
Im 4. Stock wird die Zeit 1918 — 1933 gezeigt, also die Geschichte der NSDAP vom Ende des 1. Weltkriegs, Räterepublik und Gegenrevolution.
Im 3. Geschoss geht es dann weiter mit der Zeit 1933 — 1945, der Regierungszeit der Nazis.
Im 2. Stock wird dann die Nachkriegszeit behandelt und wie sich München mit der NS-​Zeit beschäftigt.
Auf allen Etagen werden die Informationen mit Geschichten und Gesichtern mithilfe vieler Thementische und Stellwänden anschaulich beschrieben. Dabei findet keine Wertung statt, nur der Ablauf wird dargestellt.
Im 1. OG ist eine Fläche für Sonderausstellungen. Dort findet man z. Zt. eine Ausstellung über Künstler als Warner und Zeugen 1914 — 1945.
Wem das alles noch zu wenig Informationen waren, kann sein Wissen im Lernort noch vertiefen. Dieser befindet sich im 1. UG und enthält eine reichhaltige Auswahl an Sekundärliteratur und Multimediatischen, mehrere Plätze an denen man Filme sehen und Interviews hören kann.
Begleitend zu den Ausstellungen finden im NS-​Dokumentationszentrum auch Vorträge, Lesungen etc. statt. Somit ist das Dokumentationszentrum das, was es sein möchte: ein Lern– und Erinnerungsort.
Was noch zu erwähnen ist: Es gibt in der gesamten Ausstellung kein einziges Originalartefakt, nur Reproduktionen sind zu sehen. Grund ist einfach der: Man will keinesfalls zulassen, dass das Zentrum zu einem Wallfahrtsort für Ewiggestrige wird.
Es hat zwar lange gedauert, aber besser spät als nie. Ein Besuch hier lohnt nicht nur einmal, sondern mehrfach!