Von Remagen bis Bad Bodendorf

Für heute hatte ich mir einen Weg von Remagen nach Bad Bodendorf ausgesucht. Es erfüllt mich mit Vorfreude, einen unbekannten Weg zu gehen.
Vom Bahnhof laufe ich ein Stück durch Remagen, bevor es den steilen Hang hinauf geht. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste hier mit einem Auto hinauf oder herab fahren. .. oh Schreck! Ich bewundere die Lage der Häuser am Hang, die Bewohner haben einen traumhaften Blick über das Rheintal.
Ich bleibe oft stehen und drehe mich um. Die Apollinaris-​Kirche streckt die filigranen Türmchen in den Himmel. In der Ferne wölbt sich der Rolandsbogen, noch weiter auf der anderen Seite erhebt sich der Drachenfels mit der bekannten Ruinen-​Silhouette. Gleich auf der anderen Rheinseite fällt die Erpeler Ley senkrecht zum Fluss ab.
Das Wanderzeichen hat sich auch auf dieser Rheinseite geändert. An Stelle Rheinhöhenweg heißt es nun Rheinburgenweg wenn’s hilft.
Nach einem kurzen Wiesenweg nimmt mich der Wald auf. Einige Schritte den Pfad entlang und ich stehe vor einem herrschaftlichen Gemäuer. Es ist wahrscheinlich seit Jahrzehnten verlassen, das und die Witterung hat dem Haus arg zugesetzt.
Ich bin fasziniert von der Ausstrahlung der fast verfallenen Waldburg, ehemals ein beliebtes Ausflugslokal. Die großen Verandafenster sind noch zu erkennen und die Schatten spendenden Bäume auf der früheren Aussichtsterrasse. Längst ist alles dicht zugewachsen.
Der hochoffizielle Rheinburgenweg ist hier oben ein verwilderter Waldpfad extra für mich so belassen?! Von allen Seiten ertönt das fordernde Tschilpen der hungrigen Jungvögel oder besser der gefräßigen…
Den Wald habe ich durchwandert, nun stehe ich vor einem weiten Hochplateau. Auf dem Weg, das ein Raps– und ein Getreidefeld trennt, steht ein Reh. Verblüfft schauen wir uns an, ruhig schreitet das Tier ins Getreide. Nur die Ohren kommen noch heraus. Auf einer Bank am Wegesrand mache ich eine Pause. Immer wieder schaue ich nach den Rehohren.
Ein alter jüdischer Friedhof liegt im Wald. Die Erklärung zur Lage und zu den Grabsteinen habe ich fotografiert. Viele Steine sind gut erhalten, der Grasboden ist geschnitten. Ein Jägerzaun fasst den Friedhof ein. Der Ort strahlt Ruhe und Würde aus, ich fühle mich sehr wohl hier. Weiter geht’s.
Ich nähere mich dem Ort Bad Bodendorf. Vor ca. 100 Jahren wurde hier der Weinanbau aufgegeben. Im Wald wachsen hohe Fichten auf ehemaligen Weinterrassen. Mit Obstanbau Mitte des letzten Jahrhunderts hat es auch nicht geklappt. Die verwilderten Obstbäume stehen zwischen den einzelnen Getreidefeldern. Die Sauerkirschen leuchten Rot zwischen den Blättern hervor.
Die Kirchturmspitze von Bad Bodendorf lugt über den Feldern heraus. Der Ort beginnt wohl in einer Talsenke. Im Hintergrund sehe ich die markante Kirche St. Peter von Sinzig. Das Wetter zieht sich langsam zu, genau wie es vorhergesagt worden ist.
Die Bad Bodendorfer Kirche St. Sebastian habe ich besichtigt. Ein Erweiterungsanbau hat den Raum stark verändert. Aus dem Längsschiff wurde ein schmales Querschiff. Den Altar hat man mittig aufgestellt, er wird von den Sitzreihen umfasst. Ungewöhnlich wenn ich aber bedenke, dass sich die Gemeinde während des Gottesdienstes anschauen kann, das gefällt mir.
An der Kirche vorbei verläuft die alte Hauptstraße. Sie steht unter Denkmalschutz. Einige alte Fachwerkhäuser haben die Jahrhunderte überdauert. Sie sind aufs Schönste herausgeputzt, liebevolle Kleinigkeiten sind zu bestaunen.
Wenige Schritte weiter ist der alte Bahnhof. Ich warte geduldig auf den Zug. Bin froh, dass ich sitzen kann.