Haus der Geschichte Baden-Württemberg

Auch wenn die Bindestrich-​Bundesländer grundsätzlich neueren Datums sind (ein Stück weit eine Ausnahme ist diesbezüglich Schleswig-​Holstein, da das dänische und das deutsche Lehen ja bereits seit dem Vertrag von Riepen up ewig ungedeelt bleiben sollten) — natürlich haben sie ihre Geschichte. So auch Baden-​Württemberg, das ja erst nach Inkrafttreten des Grundgesetzes aus drei Vorgängerländern in der Französischen bzw. Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden ist. Auch wenn Baden und Württemberg ihre unterschiedlichen Wege gegangen waren– in der Neuzeit waren die Gemeinsamkeiten doch immer größer.
Als Abrundung der Stuttgarter Kulturmeile (die jetzt indes wieder insofern Erweiterung erfährt, als im Wilhelmpalais ein Stadtmuseum entstehen wird) gibt es seit 2002 das Haus der Geschichte Baden-​Württemberg. Vermutlich ein zu gering geschätztes und zu wenig bekanntes Haus– ich stieß durch einen Zeitungsartikel über die aktuelle Sonderausstellung auf dieses Haus. Und es klang gut– dementsprechend war mir danach, im Rahmen eines kleinen Kultour-​Trips hier aktuelle Sonder– sowie Dauerausstellung in Augenschein zu nehmen.
Im Eingangsbereich (bereits draußen beginnt dies) erwartet den Besucher ein Baden-​Württemberg-​Alphabet mit 26 Boxen. An der Kasse wird ein absolut vertretbarer Obolus abverlangt (das Kombiticket für Sonder– und Dauerausstellung kommt auf 6 Euro), zur Sonderausstellung geht es zwei Etagen nach unten, der Auftakt zur Dauerausstellung ist von der Kasse aus geradeaus.
Man beginnt bei der Dauerausstellung, die kurzweilig und ansprechend gestaltet ist (ja, ich mag es, wenn passende Soundeffekte eingesetzt werden), mit einer Karte, die den regelrechten Flickenteppich der Territorien im heutigen Baden-​Württemberg Ende des 18. Jahrhunderts zeigt. Über Napoleon und die Veränderungen unter ihm ist man schwups schon im Vormärz– mit zum Teil etwas skurrile Exponaten wie etwa ein paar Haaren von Karl Sand (sowie Splittern seines Sargs). Bei der Revolution sieht man seinerzeit eingesetzte Kampfsensen– und kurz darauf ist man schon bei der Reichsgründung. Besonders beeindruckend fand ich die Räume zu den beiden Weltkriegen und der Zwischenkriegszeit. Wahnsinn, wie dieser Bereich von seinen Exponaten lebt. Hier braucht man nicht viele Worte– die Exponate sprechen für sich .Und es gibt Verknüpfungen zwischen den beiden Weltkriegen, indem man etwa aus dem 1. Weltkrieg Rommels «Pour le merite» (um den er regelrecht kämpfte) und einen Tschako von ihm sieht, während man später dann seine Ordensspange, seinen Marschallsstab und seine Autostandarte sieht. Für mich ein klares Gänsehautexponat ist die Hobelbank von Georg Elser. Ohne Worte die mit Porträts eines Soldaten und seiner Frau entweihte Thora-​Rolle.
Zur Nachkriegszeit sieht man etwa einen Überwachungsmonitor aus Stammheim und eine von der RAF bei einem Attentat eingesetzte Panzerfaust, aber auch Latzhosen aus der Frauenbewegung und der Frühzeit der Grünen. Aber auch Schattenseiten — nämlich Anschläge von Rechts– werden hier dargestellt. So sieht man beispielsweise einen Baseballschläger sowie Reste eines bei einem Anschlag eingesetzten Brandbeschleunigers.
Sehr geil der Gegenwartsbereich– sei es ein Stück Bauzaun von Stuttgart 21 mit Transparenten, sei es der Spielball des Spiels um Platz 3 bei der Fußball-​WM 2006, seien es Handschuhe und Kampfmantel von Regina Halmich.
Aber es geht noch weiter. Es gibt nämlich neben dem chronologischen noch einen thematischen Rundgang. Und die Religionsabteilung ist so ziemlich das beste, was ich in dieser Verdichtung zur Religionsvielfalt je gesehen habe. Ohne eine Religion besonders in den Mittelpunkt zu stellen. Gelungen auch der Bereich zur Aus– und Einwanderung. Voller Highlights der Raum zur Wirtschaft– mit lauter Marken, die man noch heute kennt (Ritter Sport, Steiff, Ravensburger, Salamander, Stihl usw. usw.).
Eigentlich der einzige wirkliche Wermutstropfen ist das Fotoverbot– das finde ich in Dauerausstellungen immer sehr schade
Ansonsten Ich bin immer noch beeindruckt. .Und das Preis-​Leistungs-​Verhältnis beim Katalog zur Dauerausstellung (okay, der ist von der Zeit der Einweihung, seitdem hat sich natürlich ein bisschen was geändert) ist unschlagbar– 9,90 für die broschierte und 12,90 für die gebundene Version sind bei einem Werk, mit dem man wohl jemanden erschlagen kann, absolut top

Im Haus der Geschichte in Stuttgart wird die Vergangenheit Baden-​Württembergs vom 18. Jahrhundert bis heute dargestellt. Die Ausstellung ist sehr abwechslungsreich gestaltet und beeindruckt mit vielen interessanten und eindrucksvollen Exponaten. Auch für Kinder ist die Ausstellung geeignet, da sich viele Themen multimedial dargestellt werden. Ob alteingesessener Baden-​Württemberger oder Besucher, ein Besuch der Ausstellung ist in jedem Fall empfehlenswert, weil man immer wieder etwas Neues über die Geschichte des Ländles dazulernen kann.

Also das Haus der Geschichte ist auf jeden Fall sehenswert. Leider lässt das Interesse der Bürger daran stark nach. Als es noch umsonst war, rannten die Leute scharenweise rein. Und nun ist es fast immer ziemlich leer dort.
Die Qualität der Ausstellung und der Informationsgehalt ist jedenfalls den Eintritt wert und wenn man sich ein paar Stunden Zeit nimmt, versteht mal, denke ich, gerade als Neuzugezogener (vulgo: Neigschmeckter) die schwäbische Seele schon ein bisserl besser.
Parken kann man ganz gut in der Archivgarage. Oder noch besser, man kommt mit der Stadtbahn. Station Charlottenplatz oder Staatsgalerie.

Die Geschichte des «Ländles» wird sehr spannend für Groß und Klein aufbereitet. Für Baden-​Württemberger und alle die dort leben, ein absolutes Muß.

Das Haus der Geschichte ist direkt neben der Landesbibliothek von Stuttgart gelegen. Zu erreichen vom Bahnhof aus zu Fuß in ca. 10 Minuten.
Die Ausstellungen sind sehr interessant und sehenswert.