Einmal persisch gefällig? Na sicher doch, mal was Neues. Auf das Lokal wurde ich von meiner Schwiegertochter aufmerksam gemacht, nach deren Information es seit knapp einem Jahr dort besteht. Sie wohnt in der Nähe, hat es schon mehrere Male besucht und mir für den nächsten Familienevent empfohlen und dafür vorreservieren lassen. In 12-köpfiger Family-Kampfformations Stärke überfielen wir es gestern um 18Uhr und es wurden uns im vorderen Bereich mehrere Tische entsprechend zusammengestellt. Auch ein Baby-Ferrari musste noch untergebracht werden, es war knapp aber es ging sich alles aus. Für größere Gruppen wird’s eng. Mein erster Eindruck fiel nüchtern aus, etwas zur Enttäuschung meiner Schwiegertochter, wollte sie mir doch was«Schönes» präsentieren! Ihr gefällt es halt viel besser. Während sie mich z.B. auf die schönen Glasbemalungen hinwies hielt sich dagegen meine Begeisterung in Grenzen. Ich empfinde es schlicht, minimalistisch, aber die Gestaltung mit vielen netten Bildern an der Wand werten es wiederum auf. Speisenkarten wurde gebracht und ich war irrsinnig gespannt auf neue Welten, die sich mir nun erschließen würden. Die erste Welle der Ernüchterung stellte sich ein bei den unzähligen Kebapgerichten, die vorzufinden waren. Man schreibt es hier übrigens Kabab. Und nahezu alle hatten dieselben Beilagen: Safran-Reis Salat, aha. Doch es gibt noch eine ganze Reihe gekochter Eintopfgerichte, also musste ich einen Experten zu Rate ziehen. Ich erfragte beim Lokalchef, was er mir als echtes persisches Essen empfehlen würde, wie wir als Wiener z.B. Schnitzel oder Gulasch nennen würden, damit ich hier nicht 0815 a la Türkis speisen muss. In der Erwartung nun den einen oder anderen grandiosen Tipp zu erhalten zählte er mir nun die gesamte Palette an Kababs auf. Ich war enttäuscht. Und die ganzen Eintopfgerichte? Ja, den einen oder anderen, aber er habe nicht alles. Na, wenn er mir erst gar nichts davon wirklich wärmstens ans Herz legen kann, dann nehme ich es auch nicht. Also wählten wir durch die Bank Kababs, sei es vom Lamm, Rind, Faschierten etc. etc., zuvor noch zwei Vorspeisenteller als Appetizer, der sich als Mix aus dem vegetarischen Angebot enttarnte, aber nicht schlecht. Gut empfand ich die Spinat-Omelettes oder die mit etwas Knoblauch und Tomaten vermengten Melanzani. Der Rest war weniger spannend, Tsatsiki viel zu rahmlastig, egal wir erwarten ja das«Bessere». Bei den Kabab-HS waren die Fleischsorten qualitativ gut aber Highlight war es keines. War etwa die Enttäuschung in mir ein Hindernisgrund es zu genießen Wer weiß, möglich wär’s, aber da gibt es ja Gott sei Dank die Familie mit vielen, vielen Konversationen und man hatte sich ja was zu sagen. Die Beilagen sind sehr unspektakulär, einfallslos würde ich sogar meinen. Überall bot sich das gleiche Bild. Safran-Reis, leider zu wenig vom Safran spürbar, wenn auch die gelbe Optik es anderes erwarten ließ, die Grilltomate, ja geht so, ein paar frische Zwiebelringe, ist aber keine Kunst und dann der Salat. Frisch war er schon, dass sei zugegeben(siehe Foto von Michaela, das erwähnte sie auch) aber komplett unmariniert. Ich hasse das. Das ist keine Kochkunst, wenn ich mir mein Dressing selbst machen muss. Öl und Essig d’rüberschütten, lieblos, ich mag’s einfach nicht. Auch das Getränkeangebot komplett simpelst. Doch siehe da! Ich erspähe einen Granatapfel-Saft. Oh, da kommen Erinnerungen vom Israel Besuch auf, wie der frisch vor meinen Augen ausgepresst wurde. Doch der war noch schlimmer als eine Tetrapack-Sirup-Mischung. Pfui, der gehört runter von der Karte. Weißwein Marke Schankdoppler, am wenigsten macht man falsch mit schlicht o’zapft’n Bier, Marke Gösser. Unser Lokalchef und eine weitere Person waren um uns redlich bemüht, waren auf die Gruppenstärke nicht vorbereitet, schienen mir etwas überfordert, meisterten es aber letztenendes. Dafür ausnehmend freundlich und auf meine üblichen Spasettl’n stieg der Chef durchaus ein. Ich mache das immer gerne um das Eis zu brechen oder eine Brücke zu Peinlichkeiten aufzubauen. Es funktioniert meistens, hier sogar sehr gut. Nett ist, dass man beim Grillen zusehen kann, das zentral im Gastraum stattfindet. Eine Dunstabzugshaube sorgt dafür dass nichts zum Stinken anfängt und das Aufzischen von frisch aufgelegtem Fleisch klingt fast wie Musik. Die Preissituation ist normal, Getränke sind sogar günstig, nur leider wie schon g’sagt nix B’sonder’s. Im Sommer wird vor dem Lokal ein Schanigarten betrieben, es gibt hier dazu eine ideale freie Fläche, wo gleich mehrere Betriebe nebeneinander davon Gebrauch machen können. Fazit: Beim meinem gestrigen Antrittsbesuch präsentierte sich das Lokal mir eher wie ein 0815 mediterraner Laden mit einem Angebot, das mich nicht sonderlich überzeugte. Vielleicht hole ich mir noch einen weiteren Rat ein, ob das wirklich schon die Persische Küche war. Ansonsten sehe ich nur eine geringe Gefahr für Rückfälligkeit.
Michaela K.
Rating des Ortes: 3 Wien, Österreich
Eine Neuentdeckung, und das in Meidling! Zuerst wussten wir nicht genau, was das für ein Lokal sein soll, darum haben wir uns einfach hineingewagt und haben uns gleich wohl gefühlt. Die Tische im vorderen Bereich sind einladend, die im hinteren Bereich ebenso. An den Wänden sind vielerlei orientalisch anmutende Details, welche die richtige Stimmung verbreiten. Der Chef kam und nahm unsere Bestellungen auf, er erklärte auch sehr ausführlich die umfangreiche Karte, wenn man sich bei den fremdartigen Speisennamen nicht auskannte. Für Vegetarier gibt es auch einige interessante Speisen, die nicht so 08⁄15 sind, wie in manchen österreichischen Lokalen angeboten. Ich habe einen Weißwein, mein Freund ein Bier getrunken, beides nicht sonderlich aufregend. Zum Essen wählten wir Lammkeule und Hühnerspieß, beides mit Reis. Die Speisen wurden gebracht und sahen sehr schmackhaft aus. Mein Spieß schmeckte super saftig, der Safran-Reis, die Grilltomate und Grillpaprika waren auch OK. Die Lammkeule mundete meinem Freund auch sehr, sein Dill-Reis war gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht, man muss den intensiven Geschmack von Dill halt wirklich mögen. Der Beilagensalat war wunderbar frisch und man konnte ihn mit der Menage am Tisch selbst würzen. Ein interessantes Lokal mit freundlicher Bedienung, nettem Ambiente, guten Speisen — alles noch ausbaufähig — doch leider ist der Geruch im hinteren Bereich nicht besonders erfreulich, denn dort befinden sich die Toiletten und ab und zu riecht man das bis in die Gaststube. Das darf nicht sein und wird hoffentlich bald behoben, denn eigentlich fühlt man sich hier wohl. Wir werden sicherlich bald wiederkommen.