Normalerweise würden wir nicht auf die Idee kommen, uns bei dieser Hitze öffentlich eine Stunde lang durch ganz Wien zu wurschteln, um ans kühle Nass zu gelangen. Aber eine Bekannte arbeitet hier und meinte, wir könnten doch mal auf einen Sprung dort vorbeischaun. Gesagt, getan. Bei der Hinfahrt dachte ich mir noch: «das erste und das letze Mal», bei der Rückfahrt, spät abends, waren mein Schwesterherz und ich uns einig: «Hier kommen wir sicher noch öfter her.» Im unteren Drittel der Donauinsel, auf Höhe der Lobau, liegt das einfache Strandlokal«Himmel und Wasser», alles wirkt hier ein wenig in die Jahre gekommen, trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ist der Sitzgarten sehr heimelig. Ein bisschen so, als säße man in einer Gartelaube hinterm Haus. Es gibt hier Liegestühle, auch Hängematten und für Kinder stehen Planschbecken bereit. Die Karte ist klein aber fein. Das Lokal ist bemüht, sich mit seinem Angebot von der Masse an Imbissen und Schwimmbad-Buffets abzuheben: die Tarator, eine eiskalte bulgarische Gurkensuppe mit Walnüssen und Dille, ein Caprese mit hausgemachter Balsamico-Crème oder das fein-würzige Sauerteigbrot überbacken mit frischem Spinat und Feta machen trotz der großen Hitze wirklich Appetit. Wir beließen es aber dennoch beim Trinken. Mir wurde der hausgemachte Apel-Ingwer Sirup, nach Wunsch mit Wasser oder Soda verdünnt, ans Herz gelegt. Und der war wirklich eine Geschmacksüberraschung, naturtrüb und herrlich erfrischend. Und es gibt unter anderem offenes Stiegl Bier und den Grapefruit-Radler, den ich sehr gerne mag. Die Getränkepreise sind moderat, man hat nicht, wie oft anderswo, das Gefühl, abgezockt zu werden. Der Service ist flott, freundlich und kompetent und auch die Toiletten sind in einem ordentlichen Zustand und gepflegt. Hier lässt sich’s wirklich aushalten. Auch Radfahrer kehren hier gerne ein. Am Wochenende gibt es außerdem immer wieder Sportveranstaltungen oder Parties. Bei Schlechtwetter bleibt das Lokal aber geschlossen. Das Highlight hier waren für mich aber die terrassenartig angelegten, gepflasterten Stufen(die bei Wassersport-Events auch als Zuschauertribünen dienen) auf denen man seine Siebensachen ausbreiten und es sich mit einer wunderschönen Aussicht auf die Lobau in der Sonne gemütlich machen kann. Seine Getränke kann man übrigens auch mit ans Wasser nehmen, bedient wird aber nur bis zu den Hängematten am Rand des Gastgartens. Es war ein heißer Sonntag Nachmittag und trotzdem war der Ort nicht überlaufen. Man hatte hier einfach seine Ruhe. Am Wasser gibt es noch Liegeflößer und über mehrere Stiegen kann man sich bequem ins kühle Nass gleiten lassen, das auch gleich tief genug ist zum Schwimmen. Hier dürfen sich auch Hunde abkühlen. Es gibt außerdem die Möglichkeit, sich ein Kajak oder die Ausrüstung für Stand-up-Paddeling zu leihen. Weit ab vom üblichen Inseltrubel und von überlaufenen Strandclubs kann man sich hier am Wasser ohne künstliche Bespaßung, ohne Einritt und ohne Konsumationszwang erholen. Auch von den Kindern, denen die Planschbecken im Sitzgarten vorbehalten bleiben, hört man hier auf den Liegeplätzen nichts. Für ein paar Stunden blieb die Zeit stehen. Als es schon dunkel war, setzten wir uns noch auf einen Absacker in die«Gartenlaube». Hier konnten wir den erholsaen Nachmittag in lauschiger Athmospäre bei einem kühlen Getränk ausklingen lassen. Aber Achtung, Gelsenschutz auftragen. Die Viecherln sind dort mindestens ebenso durstig, wie wir es nach diesem heißen Tag waren. Wem der Charme des Einfachen genügt und wer zum Erholen wirklich kaum mehr braucht, als Himmel und Wasser und dabei gut und gerne auf feinen Sand, weiß getünchte Komfort-Liegestühle, nervige Dauerbeschallung und sonstigen Schnickschnack verzichten kann, der findet hier sein Platzerl. Auch die weitere Anfahrt nehme ich dafür in Kauf, denn es zahlt sich wirklich aus.