Nur fünf Minuten zu Fuß vom Stephansplatz entfernt befindet sich in der Singerstraße 22 ein Friseurgeschäft, dessen Äußeres einem ahnungslos Vorbeigehenden vermittelt, längst geschlossen zu sein. Die ehemals weißen geschwungenen Aufschriften sind vom Schmutz der Jahrzehnte dunkel geworden, die Auslagen sind abgesehen von ein paar ungeordnet herabhängenden, ebenfalls ergrauten Vorhängen gänzlich leer. Seltsam, denkt sich unser Vorbeigehender, ein Geschäft in der Lage und nicht längst für das Zwanzigfache neu vermietet? Ein letzter Blick… doch halt! Da liegt doch noch was ganz im Eck der Auslage: ein kleiner, schreibmaschinengeschriebener Zettel mit ein paar Preisen — oha, sogar in Euro! Und daneben ein weiteres Papier: es ist geöffnet! Zwar nur mehr vier Mal die Woche jeweils für ein paar Stunden, aber immerhin — da stellt sich der, der sich für atmosphärische Geschäftslokale interessiert, doch gleich die Frage, wie es im Inneren dieses Relikts wohl aussehen mag. Die Erwartungen werden nicht enttäuscht: auch im Inneren ist das Geschäftslokal seit mehreren Jahrzehnten unverändert. Die Einrichtung stammt aus den späten Fünfzigern und ist seither von den ledernen Sesseln über die eisernen Fußstützen bis hin zu den geschwungenen Holzischchen und letztlich der metallenen Flasche mit dem geschwungenen Schriftzug«antiseptisch» — was mag da wohl drinnen sein? — in seltener Originalität erhalten. Geboten von den freundlichen älteren Inhabern das, was man sich beim Friseur erwartet: ein Haarschnitt — und das für einen Preis, der andernorts schon als Kampfpreis gelten würde, aber hier wohl schlicht seit langer Zeit nicht mehr geändert wurde. Fazit: Wer«Waschen, schneiden, legen» wie anno dazumal erleben will, sollte hierher kommen. Öffnungszeiten beachten! Fotos gibts hier: und Öffnungszeiten: Di, Do, Fr 9 – 15, Sa 9 – 12