Kalvariengrill

Also, aus dieser Grillbude komme ich immer mit Ansätzen eines schlechten Gefühls heraus. Erstens, weil ich nun in der Zeit hätte auch selber etwas kochen können. Zweitens, weil ich mir bisweilen als übertrieben fleischliebender Mensch vorkomme. Folgende Überlegungen bauen mich dann wieder auf: ja, ich hätte zwar selber kochen können, wäre aber nicht billiger davon gekommen; ab morgen weniger Fleisch, versprochen.
Einrichtung und Speiseangebot dieses Lokals entsprechen so ziemlich dem Klischee einer balkanischen Imbissbude: Pljeskavica gourmanska (also mit Käse) oder ohne Käse, Cevapcici und verschiedene andere Grillteller, Sopska Salata oder gemischter Salat, Brot. Dazu natürlich: Fliesenboden, großer Fernseher (Spezialgebiet: Übertragung von Sportevents), zweckmäßige Einrichtung, großer Grillplatz aus Stahl, kleine Vitrine, Männerpublikum mit ernster Miene, seltene weibliche Gäste (wenn, dann mit stark blondierten Haaren), Pokale und künstliche Blumen.
Authentizitätsfeeling kann man hier durchaus genießen: man ist oft als einziger nicht Serbokroatisch sprechender Mensch im Raum. Der neue Grillmeister ist der deutschen Sprache noch nicht mächtig: wenn man bedenkt, dass meine Aussprache für Pljeskavica auch nicht die beste sein dürfte, versteht man, warum er nach meiner gestrigen Bestellung («zwei Pljeskavica zum mitnehmen») im Nebenraum verschwand («Moment!»), um gleich darauf mit der belustigten Chefin rauszukommen, die ihm einen kurzen Deutschunterricht erteilte. Was das Grillen betrifft, braucht er wirklich keinen Unterricht und das ist nun wirklich das einzige, was zählt.
Fazit: eine sympathische balkanische Grillbude abseits, aber nicht allzu weit entfernt vom Rummel der balkanischen Ausgehmeile Ottakringer Straße.