Eine Wartezeit zwischen zwei Terminen in unmittelbarer Umgebung führte mich heute vormittag ins Liebstöckl. Ursprünglich war es mein Plan, einen Kaffee und einen kleinen Snack zu mir zu nehmen. Eigentlich wäre ich daher auch lieber in ein Kaffeehaus gegangen, aber die geographische Nähe gab den Ausschlag. Dort angekommen war mein allererster Eindruck der eines typischen 08/15-Beisls, der sich allerdings binnen 30 Sekunden verflüchtigt hatte. Zwar erinnert das Interieur stilistisch an jene Wirtshäuser, wie man sie landauf-landab seit Jahrzehnten vorfindet, es ist aber vom Ambiente her doch deutlich heller, freundlicher und wirkt kaum abgenutzt. Meine Vermutung: Man wollte ein altes Wirtshaus einer Frischzellenkur unterziehen, aber doch keinen radikalen Umbruch. Gelungen, würde ich sagen. Kaum drinnen, fragte mich bereits die Wirtin, was sie denn für mich tun könne. Ich erklärte mein Begehr, worauf sie mich zu einem Tisch führte(das Lokal war in etwa halbvoll, im Vorderraum mehr, im hinteren weniger Leute), fragte, ob er mir zusagte, was ich bejahte. Danach gab sie mir die Karte und wies auf einige Speisen im unteren Preissegment(was der gewünschten«Kleinigkeit» vor allem finanziell entsprach) hin. Danach brachte sie mir mein Getränk und ich entschied mich für das MIttagsmenü. Suppe mit Einlage und ein faschierter Braten mit Rahmfisolen und Petersilerdäpfeln, dazu gebratener Speck. Beides stand innerhalb kürzester Zeit am Tisch(mein Hinweis, dass ich nur sehr wenig Zeit habe, wurde offenbar verstanden) und schmeckte sehr gut, satt war ich danach auch. Zum Abschluss konsumierte ich noch einen kleinen Mokka, der zwar nicht Piazza Navona oder Daniel Moser, aber geschmacklich sehr gut(weit besser, als in solchen Häusern üblich) war. Für alles zusammen zahlte ich 13,50 Euro, wobei das Menü irgendwas zwischen 8 und 9 Euro waren und die Getränke den Rest stellten. Zur Auswahl wären noch zwei weitere Menüs gestanden, eines davon ein Wildgericht. Des Weiteren zeigte die Karte einige Wiener Spezialitäten, die ich bei mehr Zeit durchaus probiert hätte. Sollte ich wieder einmal in der Gegend zu tun haben, hat das Liebstöckl hervorragende Chancen, mich wiederzusehen. Einziger Malus(oder: Warum der fünfte Stern [noch?] nicht kommt): Da ich alleine war, kann ich nicht mehrere Speisen beurteilen. Außerdem war ich recht früh da, es kann sein, dass zu anderen Zeiten der Service weniger flott ist. Zu meinem Besuch war das Personal gerade sichtlich NICHT überfordert — anderswo hat man allerdings auch unter diesen Umständen mangelhafte Bedienung erfahren, wodurch mir eine gute Bewertung angemessen erscheint. Übrigens: Meine Frage, ob es einen Raucherbereich gäbe, wurde zur gegebenen Zeit verneint. Die Wirtin sagte, Rauchen sei im entsprechenden Raum erst ab etwa 15 Uhr freigegeben. Mich störte es nicht, außerdem halte ich das für ein subjekties Kriterium.
Wilhelm G.
Rating des Ortes: 4 Ottakring, Wien, Österreich
Altwiener Gasthaus der gehobenen Kategorie zu guten Preisen. Flottes Service, gute Küche!
Franz H.
Rating des Ortes: 3 Wien, Österreich
Ein recht nettes Wiener Gasthaus mit gut bürgerlicher Küche und preiswerten Menüs. Obwohl man dort gut essen kann, ist es nicht leicht das Lokal zu bewerten. Es gibt da ein paar Widersprüche … Im Normalfall sind die Kellner dort sehr nett und flott. Aber es gibt auch Tage, da wartet man schon ein bisschen, bis sich eine scheinbar grantige Bedienung blicken lässt. An den schlechten Tagen fragt man sich, ob man hier wirklich Gast ist. In der warmen Jahreszeit gibt es vor dem Lokal einen Garten. Obwohl dieser direkt am Gehsteig liegt und diesen quasi teilt, fühlt man sich dort recht wohl. Es wirkt nicht billig, sondern ladet zum Verweilen ein. Die große Markise bietet ausreichend Schutz bei zu greller Sonne und die Polster auf den Stühlen verwöhnen die Zartbesaiteten unter uns. Da das Gasthaus nicht unmittelbar an einer Hauptstraße liegt, hat man es zumindest am Abend relativ ruhig. Die WC’s liegen etwas ungünstig gegenüber der Küche. Man muss an der Schank vorbei und zumindest an diesen Räumen ist spätestens erkennbar, dass es ein älteres Wirtshaus ist. Es muss zwar nicht alles neu sein, um als gut zu gelten, aber zumindest die Toiletten könnten bald mal eine Renovierung vertragen. Da das lokal gegenüber vom Hernalser Friedhof liegt, ist es nicht verwunderlich, wenn man auf Trauernde eines Begräbnisses trifft. Für einen Kindergeburtstag sollte man sich daher vielleicht doch ein anderes Lokal suchen. Wer die Wiener Küche schätzt und an einem lauen Sommerabend — trotz Gehsteig-Garten — gerne gemütlich im Freien sitzt, wird sich dort gut aufgehoben fühlen. An manchen Tagen muss man halt ein Auge zudrücken, wenn es um die Bedienung geht. Mit der Bewertung habe ich dieses mal wirklich sehr gerungen und es wären beinahe 4 Sterne wegen der guten Hausmannskost geworden. Aber probiert es aus, einen Versuch ist es allemal wert. Und meine drei Sterne sind als eine 3+ zu verstehen.