Ottakringerstraße

In der der Ottakringer Straße bin ich aufgewachsen. Hier trennt sich Hernals von Ottakring und wenn man sich so vorstellen mag, genau in der Mitte der Straße. Christine Nöstlinger hat in einem ihrer Nachkriegskindheitsbücher geschrieben, dass sie manchmal in der Mitte spazierenging und sich vorstelle, wie sie mit einem Fuß im 17. und dem anderen im 16. steht.
Heute ist das eher nicht mehr möglich auf dieser breiten befahrenen Straße, die übersäht mit Balkanlokalen ist und daher auch den Namen «die Balkanstraße» trägt.
Hier ist die Ausgehszene für Leute deren Wurzeln in Kroatien, Bosnien oder Serbien sind und alle andern die drauf stehen zu Turbofolk, etc. die Nacht durchzutanzen.
Von manchen Richtungen wird versucht der Ottakringerstraße eine Gefährlichkeit anzudichten, die mir in den 20 Jahren in denen ich dort gelebt habe und auch nachts nach Hause ging, nie aufgefallen ist, auch wenn manche halbstarken Wiener Rapper sich vielleicht wünschten aus dem Ghetto zu stammen
«Pass gut auf, wenn du in meinen Block musst, Ottakringer Straße — Klick-​Klack Kopfschuss»
hihi, ja richtige Ghettos gibt’s in Wien halt wirklich nicht.

Als Kind vom Balkan ist es sozusagen meine Pflicht über die Ottakringerstraße bzw. Balkanstraße, wie man sie auch gerne nennt, zu schreiben.
Ich bin zwar kein Dauergast auf der Balkanstraße, aber man kann mich auch hier manchmal antreffen. Hier sind Balkan Lokale reihenweise anzutreffen, egal ob kroatische, serbische oder bosnische Gäste hier feiern alle gemeinsam, auch wenn es manchmal auch zu Ausschreitungen kommt.
Jedes Wochenende stürmen etliche Jugendliche diese Straße um in den diversen Lokalen wie Diamond, Chic, Dallas, Laby etc. Balkan Volksmusik oder dem sogenannte Turbofolk zu lauschen.
Parkplätze sind hier am Wochenende nicht nur kaum, sondern garnicht zu finden, da zahlt es sich mehr aus mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.
Hier kennt fast jeder jeden zumindest vom sehen, daher ist die Gerüchteküche auch immer fleißig am brodeln. Jeder Schritt wird beobachtet und am nächsten Tag weiß deine halbe Familie wo, mit wem und wie lange du unterwegs warst.
Hier passt die Aussage «Wien ist ein Dorf, jeder kennt jeden» wie die Faust auf’s Auge.

Die Balkanstraße (Ottakringersraße) wird nicht umsonst so genannt. Hier reiht sich ein Lokal mit balkanesischen Wurzeln neben dem anderen. Hier wird mehr Serbo-​Kroatisch als Deutsch geredet, hier ist man in einer anderen Welt.
Ich bin hier kein Stammgast, denn auf Dauer wird mir das ganze zu viel. Nicht falsch verstehen, genauso vermeide ich das Bermudadreieck in der Stadt. Ich mag nur vereinzelte Lokale und nicht dieses Hin– und Hergerenne zwischen den einzelnen.
Hier gibt es aber nicht nur Cafés und Clubs zum fortgehen, sowohl bosnischer, kroatischer und serbischer Wurzeln. Hier gibt es auch Restaurants, Grills und Fast Food Läden der selben Abstammung.
Wer für einen Abend Balkanluft schnuppern will, sollte hier mal vorbei schauen. Hier wird nicht nur Balkanmusik aufgelegt, sondern auch sehr sehr viel House. Reinschauen lohnt sich.