Raimund Korner

Er ist der wohl bekannteste U-​Bahnfahrer der Stadt und meiner Meinung nach ein Phänomen, an dem man Wiener Schmäh festmachen könnte. A Original hoit. Nach seinen bald vierzig Dienstjahren hat er sich ein breites Sortiment an Kommentaren zugelegt für all die täglichen Problemchen und Sicherheitshinweise und wird nicht müde, seine Fahrgäste immer wieder auf die Schaufel zu nehmen, wenn sie beispielsweise alle versuchen bei der selben Türe einzusteigen anstatt die Augen zu öffnen.
Ihn zu zitieren wäre langweilig. — Wer unbedingt wissen will, was er so von sich gibt, trete doch einfach einer seiner Facebook-​Fanpages bei oder suche ihn andererorts im Internet. Aber besser noch: Ab und zu mit der U4 fahren und sich freuen, wenn dann irgendwann seine Stimme aus den Lautsprechern kommt und er sich wie ein Pilot vorstellt und beginnt, Sicherheitshinweise zu rezitieren.

Seit 10 Jahren beglückt Raimund Korner nun schon die U-​Bahn-​Fahrgäste mit seinen witzigen und teils recht poetischen An– und Durchsagen. Wer schon das Vergnügen hatte, mit ihm ein paar Runden zu drehen, weiss, wie vergnüglich es ist, ihm zu lauschen, wenn er etwas die werten Reisenden dazu auffordert, doch die übrigen 17 Türen für den Eintieg zu benutzen und nicht nur die vorderste, wo ihnen mit Sicherheit ein Raumerlebnis wie sonst nur bei einem Trekkingurlaub in der äusseren Mongolei zuteil werden würde… ungeschlagen und oft zum Schieflachen, nicht minder witzig die Mienen der Angesprochenen… ein Vergnügen der eher seltenen Art und allen anderen Mitarbeitern der Wr. Linien sehr zur Nachahmung empfohlen.

Mehr eine Hörenswürdigkeit denn eine Sehenswürdigkeit. Der berufliche Anführer so mancher U4 Garnitur Raimund Korner hat sich längst einen Namen als Sprücheklopfer geschaffen, wer hat noch keinen Korner gehört?
Regelmäßigen U4benützern ist «The Voice» ein Begriff und nachdem sich die Meldungen über Raimund Korners außergewöhnliche Ansagen häuften, hat sich auf Facebook eine Fangeneinde organisiert, Hörproben und Videos der Kornerischen Eloquenz sind da zu verkosten.
Da ich nicht wirklich oft Ubahn mitfahre, bin ich erst zwei Mal in den Genuss einer Korneransage gekommen, beim ersten Mal Korner wollte ich meinen Ohren bzw. meinem Verstand nicht so recht trauen, ein anderer Fahrgast klärte mich durch den lapidaren Satz, «der is immer so drauf» und einer kurzen Erklärung mehr, kein Einzelfall wäre nämlich diese Ansage, kommt sogar relativ häufig vor, auf.
Also ehrlich, ich hatte ziemlich heftig zu schmunzeln, außerdem fand ich diie Ansage ziemlich effektiv, zeigte sich ihre Wirkung doch nicht nur in den amüsierten Gesichtern der Zuhörer, die Aufmerksamkeit der Passagiere, gegenseitige Wahrnehmung erhöhte sich deutlich, so empfand ich es jedenfalls.
Mit einem Ruck und der kam nicht durch das Lenk/​Fahrverhalten des Zugs zustande, stand plötzlich irgendwie ganz gute Laune im Waggon.
Steige ich nun in die U4, ist der Kick der, mit Korner oder ohne, wie gesagt, leider traf ich noch nicht oft auf den Ausnahmechauffeur.

Von seiner Mama hat er angeblich eine Watsche bekommen, als die hörte, dass er bei den Wiener Linien arbeiten möchte, statt weiter zu studieren.
Wenn die wüsste, wie lieb die Wiener ihn haben! An so vielen Morgen sitzt man verschlafen in der U4, mag eigentlich niemandem ins Gesicht sehen, ist weder schlecht gelaunt, noch gut, starrt so vor sich hin– und dann kommt sie: Die Durchsage, die allen ein Lächeln auf die Lippen zaubert und den lieben Herrn Korner vor Magengeschwüren und Wutausbrüchen verschont.
Was das bisschen Nett-​Sein alles bewirkt :-)