Als das Gasthaus früher unter dem Namen«Pötsch» regiert wurde war es ein beliebtes Beisl der umliegenden Arbeiterschaft, speziell für das Klientel der Eisenbahner, die in der Nähe ihren Arbeitsplatz haben. Diese Ära ging gemäß dem allgemeinen Sterben der Wiener Gasthäuser, ach Schmerz lass doch mal nach …, vorbei. Es versuchte sich ein paar Jahre ein neues Team, das waren keine Österreicher, aber bereits der erste Versuch endete bei mir in einem Fiasko, Einzelheiten erspare ich Euch, Juristen würden zu sagen pflegen: «Gilt als verjährt». Dann kam ein neuer Regent auf, der von Pötsch nichts mehr wusste(Anm.: Anspielung auf einen bibl. Bericht), um dem Gasthaus neue Geltung zu verschaffen, das war so ca. 2014. Und doch wagte ich erst wieder einen Besuch im Sommer 2015, ja so tief kann einen eine negative Erfahrung beeinflussen. Mitunter motivierte mich auch die gute Lage in der Fußgängerzone mit einem ruhigen davor befindlichen Gastgarten, der doch einladend wirkt. Eine nette Servicedame und ein halbwegs geglücktes«Des Kaiser’s Jägerpfandl», dazu ein passables Achterl Weißwein stellten mich zufrieden, wenn ich es auch störend empfand, dass die Salatbeilage gleich im Reinl mitserviert wurde. Aber es steht auf der Karte auch«Garnitur», na soll sein. Ein weiterer Besuch mit mehreren Personen erfolgte zur Sommerzeit im Schanigarten und wir tafelten aus dem Repertoire der Wiener Klassiker, als da wären: Gulasch, Zwiebelrostbraten, oder Schweinsbraten und der Vorliebe meines Sohnes entsprechend einen Grillteller. Rundum waren alle recht zufrieden, nur wieder dieses Salatzeugs mitten in den Speisen und eine teils lieblos drübergestreute Unmenge an Petersilie störten ein wenig das Auge, denn es will eigentlich auch mitessen, wenn es ihm auch verweigert bleibt, am direkten Geschmacksgenuss teilzunehmen. Na gut, schen is net, aber halbwegs g’schmeckt hat’s, war so der allgemeine Tenor. Doch dann verliefen weitere Besuche weniger erfreulich, die ich jahreszeitenbedingt im Inneren vornahm. Großräumig Platz ist nicht, aber es ist ja ein Beisl. Vorne für Raucher, dahinter nicht gut abgetrennt das NR-Stüberl. Die Einrichtung seit Jahren unverändert. An sich wäre es durchaus nett zu sitzen und zu verweilen. Aber: Ein Backfleisch, das grotesk schlecht paniert war, ein Schweinsbraten mit einem Saft, der mich das sprichwörtliche«wähh» hat ausrufen hat lassen und zuletzt ein Original Wiener Schnitzel mit erneut schlechter Panier und auch schlechtem Geschmack, vermutlich bedingt durch zu altes Öl, haben mir nun den Rest gegeben. Um an die bibl. Anspielung von oben anzuknüpfen müsste ich sofort einen Exodus aus meiner sklavischen Verknechtung an Wiener Küche vornehmen :-). Schweren Herzens werde ich aber das Gasthaus(die Bezeichnung Restaurant ist schlicht falsch) vorerst für weitere Mahlzeiten beiseite legen, zumindest bis zum Sommer. Dann könnte mich der Gastgarten und das Wagnis des Glaubens an eine positive Veränderung wieder herführen. Bis dahin lebe ich halt im Exil :-). Natürlich ist nicht alles schlecht. Meine Mutter lobte z.B. ihren Wildbraten und meine Tochter die Spaghetti mit wirklich hausgemachter Fleischsauce. Aber mich, nun mich tröstet das leider nicht. Hier werden meiner Meinung nach grundlegende Basics heimischer Küche nicht aus dem FF beherrscht. Ich kann und will mich an tiefergreifende Analysen, über das Was, Wie und Warum hier nicht wirklich heranwagen, dafür gibt es Profis, aber wenn man keine kontinuierlich gute Küchenleistung zustande bringt, gehören für mich der Kochstil, die Küchenführung und, wie ich auch erwähnt habe, die Präsentation der Speisen, überdacht. Einen weiteren, für mich ebenso sehr maßgeblichen Faktor bildet das Gästeaufkommen. Während im Sommer der Schanigarten durchwegs gut besucht war, stelle ich nun in der Winterzeit quasi eine Nullfrequenz fest. Außer mir samt Begleitung waren bei meinen Besuchen im Inneren vielleicht mal ein oder höchstens zwei Tische besetzt. Das sollte dem Chef auch einen wichtigen Indikator liefern. Denn das in der Nähe befindliche Gasthaus Lendl ist bei Gott kein Feinschmeckerlokal, dort muss ich allerdings sogar reservieren, will ich«gesichert» mein Platzerl in Anspruch nehmen. Hierorts haben Glücksritter leichtes Spiel. Was sagt das nun aus? Aus heutiger Sicht gebe ich für hier keine Empfehlung ab, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ich habe es nämlich auch leid erneut einem Gasthaussterben zusehen zu müssen, nur um zu beobachten, dass es später wieder in einen ausländischen Supermarket umgewandelt wird. Das könnte eine Qualitätssteigerung durchaus verhindern, denn es wohnen hierorts neben mir noch genügend weitere Liebhaber Guter Wiener Küche bzw. bietet der neue Hbhf auch neue Chancen. Mein persönliches Resumee: Schöné Worte auf der HP werden langfristig nicht ausreichen. man will sie auch derart erleben!
Mklein
Rating des Ortes: 4 Hamburg
Bier lecker, Essen(Rostbraten mit Bratkartoffeln und Wiener Schnitzel) sehr lecker. Nicht zuviel, nicht zuwenig! Ambiente und Bedienung gut und aufmerksam. Umgebung geht so Touristen finden hier wohl weniger her, vorwiegend einheimisches Publikum. :-)