Roßauer Kaserne

Überaus praktisch ist sie für mich die Kaserne. Nicht weil ich irgendetwas mit der Polizei zu tun hätte, die ja hier drinnen stationiert ist. Nein, eher bei der Beschreibung meiner Wohnlage. Bei älteren Leuten versagt die Beschreibung «in der Nähe vom Flex» nämlich immer etwas. Da ersetzt die Roßauer Kaserne das Flex. Dann ist es den meistens klar. Denn das Gebäude fällt ja aus dem Rahmen, es fällt ja auf alle Fälle auf.
Als ich nach Wien gezogen bin wusste ich nichts von diesem Gebäude. Ja es war da, es ist mir auch aufgefallen aber ich hatte so viele neue Eindrücke zu verarbeiten, da kam die Roßauer Kaserne etwas weiter hinten. Als ich dann aber allmählich Besuch bekam und jeder einzelne immer wieder fragte:“Wow was ist denn das für ein Gebäude?” rückte die Kaserne in meiner Aufmerksamkeit immer weiter nach vorne.
Heute weiß ich ja was es ist. Die Roßauer Kaserne eben. Gut das war ja jetzt wohl von vorhinein klar. Aber was macht sie hier? Momentan beherbergt sie die Motorrad– Polizisten. Früher war sie zum Schutz der Stadt errichtet worden. Als Kaiser Franz Joseph sich dazu durchrang die Mauern niederzureißen und das Glacis, also die heutige Ringstraße, zu bebauen war seine Bedingung drei zusätzliche Kasernen zum Schutz der Stadt und wie es heißt auch zum Schutz vor dem Volk zu errichten. Die Märzrevolution im Jahr 1848 lag nicht so lange zurück, um sie vergessen zu können. Der Bau der drei Kasernen fand schon in den Jahren 1854 bis 1857 statt. Zuerst die Franz Josephs Kaserne, dann die Roßauer Kaserne und zuletzt das Arsenal.
Der Baustil der Roßauer Kaserne spiegelt die damalige Funktion wider. Denn sie wirkt eher wie eine Burg, eine Festung. Stark und abweisend, mit Zinnen an den Dächern und dem Turm. Mächtig und imposant mit den Backsteinen. Die sonst so dekorative Gliederung mit Pilaster, Säulen und Giebeln wurde aufgegeben, stattdessen findet man hier Ecktürme, Rundfenster und ein Rundbogenfries. Durch den Backstein sieht es außerdem noch ziemlich un-​österreichisch aus. Viele meiner Besucher haben sie immer mit einer englischen Burg verglichen und bei genauerer Betrachtung könnte man ihnen sicher zustimmen. Fest steht sie fällt mir ihrer Architektur auf, sie fällt ins Augen und sie fällt aus dem Rahmen. Für mich ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil des Stadtbilds geworden, was sicher daran liegt, dass ich jeden Tag daran vorbei gehe.

Ein mächtiges Gebäude, das mich immer an eine Festung oder eine Burg erinnert ist die Rossauerkaserne. Die hunderten Fenster und liebevoll gestalteten Bögen und der gesamte rötlich erscheinende Bau beeindrucken mich am Tag und auch in der Nacht immer wieder. Diese Kaserne beheimatet das Bundesministerium für Landesverteidigung. Hört sich super spektakulär an ist es aber nicht. Es sind einfach ziemlich viele Dienstfahrzeuge der Bundespolizei hier verstaut und jede Menge Polizisten. Bei Demonstrationen kommen die ganz speziellen Fahrzeuge von hier aus, das sind spezielle gepanzerte riesige Trucks die Wasser– und Tränengaswerfer an Board haben. Manchmal sieht man auch auf der Straße die kleinen grünen Polizeipanzer die hier garagieren. Also alles was wirklich außergewöhnlich ist an Fahrzeugen und viel Geld kostet ist in der Rossauerkaserne platziert.

In Wien gibt es wie ich finde einige Gebäude die irgendwie so gar nicht in das Stadtbild passen. Und immer wenn ich auf meinen vielen Wien-​Besuchen dachte, ich hätte einen ganz guten Überblick tauchte dann wieder so ein Gebäude zwischen den Häuserschluchten auf. Die Roßauer Kaserne ist eine davon. Wikipedia sagte mir dann irgendwann, dieser Stil wäre «Romatischer Historismus» — ist ja ein Ding! Irgendwie wird dieser Begriff dem orange-​weißen Gebäude mit seinen vielen seltsamen Türmchen nicht so ganz gerecht.
Auf Wikipedia habe ich dann auch von dem Gerücht gelesen, dass der Architekt die Toiletten vergessen und sich deshalb auch erschossen hätte. Merkwürdige Sache.
Heute befindet sich in der ehemaligen Kaserne das Ministerium für Landesverteidigung und Sport — lustige Mischung, oder?

Gelangweilt in der Straßenbahn sitzend und nur mehr nach Hause wollend, sieht man schon zum zehntenmal dieses riesige Gebäude mit diesen etwas eigenartigen Türmen und den süßen weißen Fensterbögen.
Aber klar — wenn man erst mal zu Hause ist, vergisst man natürlich einen Freund oder den Herrn Google zu fragen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Bisss. ja bis man ein paar Tage drauf wieder vorbei fährt. Dieses Sehen-​Interessieren-​UndwiederVergessens-​Spiel zog sich über einige Wochen oder gar Monate. bis ich endlich mal mit einem Freund an meiner Seite an diesem Gebäude vorbeifuhr. Ja! Jetzt! Frag!
Duuu? Was isn eigentlich das riesige, rote Dings da drüben? Ah das. nur a Kasern.
Pfs! Nur eine Kaserne? Super! Und das wars jetzt? Monatelang hab ich mich gefragt, was es wohl spektakuläres sein könnte und jetzt wird mir gelangweilt mitgeteilt, dass es eh nur was total Fades ist. Hmpf.
Wie auch immer — ich hab sie heute noch gern, die Roßauer Kaserne, zum anschauen.