Unweit des Gürtels liegt dieses bereits in die Jahre gekomme Lokal. Drinnen ist es viel gemütlicher als es von draußen aussieht. Sicherlich kein Gourmettempel. Aber wer preiswert essen und trinken will ist hier richtig! Wer weiß wie sich so ein Lokal entwickelt, wenn es fleissig beyelpt wird?
Binu S.
Rating des Ortes: 4 Wien, Österreich
Die Zeit, wie uns jeder Parapsychologe erklären kann, ist ein äußerst dehnbarer Parameter: nicht nur, daß es von Mensch zu Mensch, von Situation zu Situation anders zu fließen vermag, es scheint auch von Ort zu Ort sich jeweils anders fortzuschreiten. Eine Stunde auf dem Schwedenplatz kann gelegentlich schneller vorbeigehen als ein ganzer Tag in Oberwart. Und mancherorts scheint es überhaupt stehengeblieben zu sein. Man findet sie immer wieder, solche Paradoxe, von Ascherbeischan bis Zimbabwe, und mitunter sogar direkt vor der eigenen Haustür: Das Steindl’s im 9ten wäre so einer. Sowohl die Außenfassade wie die Inneneinrichtung läßt darauf schließen, daß sich hier seit Kreisky’s Regierung nicht sehr viel geändert hat: antike Emailleschilder auf Nikotinvergilbte Wände, Tische und Theke ca. 1971, ein fetter Eisenaschenbecher mit der Aufschrift«Stammtisch», Mankomania und DKT Brettspiele(Auflage 1980) im Regal, Bierkrügerl und Achterlgläser, den der Mundl wahrscheinlich schon als altertümlich betrachtet hätte… Sogar die Preise wirken nostalgisch, auch wenn sie mittlerweile in Euro angeschrieben sind. Wären da nicht ein paar verirrte josefstädter Bobos, die unbeeindruckt in ihre iPhones hineintippen, nichts täte darauf schließen, daß man sich im 21. Jht. befindet. Bedienung ist ebenfalls nach der alten Schule: ein freundlicher, älterer Herr(vermutlich Hr. Steindl selbst) mit beeindruckendem Schnurrbart und eine ordentlich Portion Wiener Schmäh bringt unaufdringlich Bier & Wien sowie diverse Exemplare klassisch einfacher Wiener Hausmannskost. Die brauchen leider relativ lange, sind aber dafür auch wirklich frisch und recht üppig portioniert– vA. der Bauernschmaus ist wirklich nichts für schwache Esser. Alles in allem eine recht tolle Entdeckung für angehende Zeitreisende; solcherlei Paralellmikrokosmen sind mitterlweile sehr selten gesät, vor Allem innerhalb des Gürtels. Wer weiß, wie lange sie dem Strom der Zeit trotzen können. Bleibt nur zu hoffen, daß Steindl’s und Konsorten irgendwann uter UNESCO– Weltkulturerbe landen, damit wir unsere Kindeskinder zeigen können, wie man vor der Erfindung des Aperol-Spritzers und Bacardi Breezers sich die Abende versoffen hat.
Katriina J.
Rating des Ortes: 4 Wien, Österreich
Das Steindl dürfte seit 1960 ziemlich gleich geblieben sein. Genau das macht aber auch seinen Charme aus. Das Publikum dürfte auch schon seit den 60ern hier verweilen, ist aber nicht von der ekligen Suff-Franktion, sondern sehr unauffällig und angenehm. Das Lokal ist sicher nichts fürs erste Date oder das romantische Dinner und das Essen ist nicht die feine, beeindruckende nouvelle creation, die man sonstwo bekommt, dafür gibts Wiener Küche, und die ist unheimlich gut. Wer Schnitzel mag, sollte es unbedingt mal hier gegessen haben, ich mag nämlich Schnitzel eigentlich nicht, aber hier schmeckts sogar mir richtig gut! Herr Steindl selbst ist ein ganz Lieber, für meinen Geschmack fast ein bisserl ein zu humoriges Kerlchen.