Werk X

ich gehe dorthin in der Annahme schlechtes Theater vorgetragen zu bekommen, oft ertrage ich die Verwirklichung meiner Annahme kaum und bleibe doch, selten gehe ich während eines Stückes, nicht allzuoft bleib ich und bin auch noch gut unterhalten, aber immerhin gibts so eine Bühne und immerhin gibts Leut die dahinter, davor und drauf stehn
Gut so, nicht besser!

Den Petersplatz gibt es nicht nur in Rom, sondern auch in Wien. Und genau dort befindet sich auch das Theater «Garage X», das immer wieder verschiedenste Darbietungen am Programm hat (wenn nicht gerade Sommerpause ist). Warum hat dieses Theater «Garage» im Namen, frage ich mich. Wenn man die Kasse passiert, weiß man dann auch, warum. Die Eingänge zu den «Sälen» sind aus Garagentoren oder sehen zumindest so aus. In der Mitte eine Bar, ein paar Sitzmöglichkeiten und die Toiletten auf der linken Seite, wenn man die Treppen runtergeht.
Vom Preis her im Rahmen. Ich war von der Uni aus dort und musste nur die Hälte zahlen (also 5 Euro statt normalerweise 10). Die meisten Stücke sind wohl etwas gewagt, könnten aber mit Sicherheit auch auf größeren Bühnen Erfolg haben. Wer den kleinen, exklusiven Rahmen für Theaterstücke bevorzugt, sollte hierher kommen!

Alle TheatergeherInnen empfehlen es. Unterhaltsam, innovativ, kritisch, ironisch. Ich habe Karten gewonnen, wie ich nach kurzer Wartezeit bemerke. Nicht nur ich, sondern viele. So, so, schreiben Sie ein Email und die ersten fünzig responses gewinnen jeweils zwei Karten. Es ist nur eine Strategie ein Theater zu füllen. Ich jedenfalls trinke an der Wohnwagenbar ein mexikanisches Bier mit Zitrone, esse im Foyer ein paar Makis; für’s zweite Bier bezahl ich mehr … ah ja, verteidigt sich die Kellnerin, ich habe mich verschaut. Wie darf ich das verstehen?
Ein unwirtlicher Raum neben dem Foyer spielt Raucherzimmer. Da steht eine Alibi — Pflanze, die wohl eher symbolisch Kohlenmonoxyd in Sauerstoff umwandeln soll. Unbequeme Sessel, zwei Tischerl, drei oder vier Aschenbecher. Zu wenig. Wohlan, die Vorstellung beginnt.
Erstaunt sehe ich bei der Bühne eine Couch. Sonst nichts. Nur Stehplätze. Dirk Stermann. Hinten im Finsteren tribühnenartige Stufen, drei. Ich fühle mich wie ein verlorenes Ei im Bouillon und versuche leisen Schritts darauf einen Sitzplatz zu ergattern. Leider — sehen — mich die Zuschauer, eine emphatische Verwechslung meines geringen Hörvermögens. Sie drängeln, mein Glas wackelt bedenklich.
Ihr seht schon, über das, wie soll ich es nennen, Theaterstück, besser Show, schreibe ich lieber nichts. Die wechseln sowieso jeden Tag, über dieses will ich auch gar keine Worte verlieren. Ich hab schon darüber gesprochen.

Die Garage X ist ein kleines unabhängiges Theater, wo man experimentelle Stücke sehen kann. In den nicht besonders großen Räumlichkeiten treffen sich Theaterfreunde, die nicht erwarten klassische Stücke serviert zu bekommen. Daher trifft man hier auch eher jüngeres Publikum.
Mein Eindruck war es bisher, dass die Garage X versucht, Dramaturgen oder Stücken eine Chance zu geben, denen an den renommierten Theatern wohl keine Chance gegeben worden würde. Allerdings waren auch schon einige Stücke dabei, die so experimentell und abgedreht waren, dass es mir schwer fiel bis zum Ende sitzen zu bleiben.
Es steckt daher auch immer ein bisschen Glück dahinter, ob einem die Inszenierungen gefallen, doch so ist das bei Theater ja oft.
Hingehen sollte: wer junges Theater sehen möchte, was sich traut Neues auszuprobieren.
Nicht hingehen sollte: wer gemütlich Theatersitze erwartet und klassische Werke, in klassischer Form sehen möchte.