Nun ja, das Zuckergoscherl. Auch hier gilt: Take it or leave it, jedermanns Fall ist es sicher nicht. Die Einrichtung erinnert an die Nachkriegsära, viel jünger ist sie wohl auch nicht. Sie zeigt die Zeit, als man eben noch nicht so viel hatte und noch etwas bodenständiger war als jene Hipster, die jetzt ins Rochus oder in den VoGa stylen. Schlecht bedient wird man aber sicher nicht. Die Karte bietet im Wesentlichen alles, was ma braucht, je nach Stimmung — von Frühstück, Snack, richtige Mahlzeit bis hin zu den Getränken ist ja auch wirklich alles da. Was für das Zuckergoscherl spricht ist sein Preis-Leistungsverhälntnis. Die Speisen sind deutlich bodenständiger und wesentlich weniger fancy als etwa im Rochus, dafür wirklich günstig und qualitativ jedenfalls völlig in Ordnung, da gibt es nichts auszusetzen. Das Zuckergoscherl wird kaum ein Ort sein, für den man durch halb Europa reisen muss. Wohnt man aber in halbwegs erträglicher Distanz, so findet man hier einen kleinen Geheimtipp, der für alle, die nicht das Sacher erwarten, auch ausreichen wird. Weitere Vorteile: Von Touristen bleibt man hier völlig verschont, und der Raucherbereich ist vorbildhaft durchlüftet.
Rainer R.
Rating des Ortes: 5 Hietzing, Wien, Österreich
Eines noch das ich vergessen hatte zu erwähnen — selbst im Raucherteil stinkt es nicht nach Rauch weil eine sehr eifrige und absolut stumme Abluftanlage installiert ist…
Josef H.
Rating des Ortes: 2 Wien, Österreich
Der Name Zuckergoscherl verspricht sehr viel, hält aber wenig ein. Die Assoziationskette ist eine bis zum Planeten des Herzens, nämlich der Venus, reichende: die erste Liebe, die wahre Liebe, der erste scheue, sehnende, sanfte Kuss, gegenseitiges Füttern mit Früchten aus dem Garten Eden, zaghafte, zärtliche Berührungen, unschuldige, strahlende, reine, klare blaue Augen eines Jünglings blicken wie in Hypnose in die braunen Augen, welche mit denselben Attributen ausgestattet sind, einer bis dato unberührten Maid. Energie der ewigen Liebe vereint die Beiden, sie verschmelzen miteinander, all das Böse, Banale, Gewöhnliche wird durch ihre Einswerdung vertrieben, ein neues Zeitalter kann beginnen! Der«homo ästheticus» ist geschaffen! Sanfte und wilde, langsame und schnelle, rhythmische und unrhythmische, synchrone und asynchrone Stöße lassen das Universum zum ultimativen Weltenorgasmus erbeben, der Schöpfer lächelt und ist zufrieden mit seinem Werk. Jedes Atom ist mit Liebe durchdrungen, Wörter sind nicht mehr notwendig, zwar war am Anfang das Wort, aber am Ende und Neubeginn gibt es nur noch eine metaphysische und wortlose Sprache, welche alle Unzulänglichkeiten ausgemerzt hat, keine Missverständnisse und Unklarheiten beeinträchtigen mehr diese perfekte, ideale Welt. Das goldene Zeitalter hat seinen Siegeszug angetreten. Zurück in die reale Welt — all das trifft auf das Zuckergoscherl nicht zu. Das Café hat das Poesiepotential einer Kanalratte, welche vorher Tierversuchen ausgesetzt war. Die Kellner repräsentieren einen Hinterhofcharme, aber dieser Hinterhof befindet sich in der Hölle, in diesem Bereich wagt nicht einmal der Leibhaftige seine Hufe zu setzen. Das Lokal wirkt als hätte man Floridsdorf und Kaisermühlen in personalunion in den dritten Bezirk transferiert. Die Räumlichkeiten wirken als wären sie von einem blinden Innenarchitekten konzipiert worden, es schmerzt in den Augen. Und anstatt dem wunderschönen Liebespaar, begegnet man dort Gicht, Ausschlag und anderen Zeichen von Verfall und Fäulnis. Statt einem Zuckergoscherl kommt einem der ekelhafte Atem eines Unterweltenschlundes entgegen. Hyronimus Bosch und Dante Alighieri haben dort ihre Heimstätte…
Steph K.
Rating des Ortes: 5 Niederösterreich, Österreich
Ein richtig uriges Wiener Kaffeehause. Mein Lieblingsgetränk: Himbeer-Soda mit frischen Himbeeren :)
Gunar G.
Rating des Ortes: 1 Wien, Österreich
Die Einrichtung macht depressiv. Der Geruch erinnert an ein Raucher-Abteil der Reichsbahn. Die zuckersüßen, zähen und gefühlt drei Tage alten Sahneschnitten drücken auf den Magen. Ohne guten Gesprächspartner, der einem von all dem ablenkt hält man es kaum hier aus.
Alexander P.
Rating des Ortes: 3 Wien, Österreich
Lange gibt es die Trennung zwischen Raucher– und Nichtraucherräumen in Österreich noch nicht. Und die Hauptargumentation der Gastronomie war immer pro Raucher. Denn diese würden das Hauptklientel der Kunden darstellen. Wenn du ins Zuckergoscherl gehen solltest, wirst du die Wahrheit jener Aussage verstehen. Im Raucherbereich könnte die Luft geschnitten werden, während der gleichgroße Nichtraucherraum vor gähnender Leere nur so strotzt. Ein Altwiener Kaffeehaus neben dem Rochusmarkt versucht die Wiener Kaffeehauskultur aufrecht zu halten. Tausendverschiedene Kaffees, Snacks in Hülle und Fülle, jede österreichische Tageszeitung und Zigarette im Aschenbecher, so könnte man kurz um die Kaffeehauskultur beschreiben. Sollte auf jeden Fall mal gesehen werden, denn die Wienerinnen und Wiener sind auf dieses mehr als stolz.
Federica R.
Rating des Ortes: 3 Wien, Österreich
Das Zuckerlgoscherl ist für seine tiefwienerische Seele bekannt, die zumindest jeden dritten Freitag im Monat dank der singenden Wirtin Ingrid und ihren Freunden so richtig ins Schwingen kommt. Da sind waschechte Wiener unter sich und es wird jede Menge Schmäh versprochen. Auf der Homepage findet man nicht nur Informationen zu den verschiedenen, mehr oder weniger musikalischen Veranstaltungen, sondern das Layout selbst verrät vieles über die Stimmung solcher Abende und überhaupt dieses traditionsreichen Cafés. Im Zuckerlgoscherl war ich, glaube ich, zweimal. Jedes Mal auf der Suche nach einer annehmbaren Alternative zum Rochus. Vergebens. Wirklich gemütlich will es mir nicht werden, im Zuckerlgoscherl. Zu tief wienerisch wahrscheinlich. Die Einrichtung kann mich leicht depressiv machen. Den Schmäh verstehe ich womöglich nur bedingt. Im Zuckerlgoscherl, so die Wirtin in einem Interview mit dem Bezirksblatt, sind die meisten Gäste Raucher. Es musste also auf Grund der lokalgröße dringend umgebaut werden, damit auch die Raucher ihren Platz im café haben. Ich bin allgemein und erfahrungsgemäß(Italien) der Meinung, dass Raucher gerne andere Möglichkeiten nutzen(etwa Rauchen im Freien vor dem Café und dabei einander kennenlernen), sobald der Raucherbereich weniger attraktiv liegt als der Nichtraucherbereich. Wo nur abgetrennte Zimmer weit vom Eingang und«Hauptbereich» Rauchern zur Verfügung gestellt werden, beginnen die Raucher automatisch das Ghetto zu verlassen. Im Prückel war ich heute wieder im Raucherbereich, da er eben der Hauptraum und somit am Schönsten ist. Nichtraucher-Ghettos mag man genauso wenig wie Raucher-Ghettos. Das waren aber nun allgemeine Betrachtungen zum Thema.