Die Häuser Nr. 12, 14 und 16

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Die erste Adresse Schaffhausens für eine wunderbare Symbiose
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Ganz im Schatten der wuchtigen Eisenbahnbrücke findet sich das Paradies
Beinahe täglich fahre ich an drei wunderschönen Häusern vorbei, die im Schatten der wuchtigen Eisenbahnbrücke stehen, die nahe der Schaffhauser Schifflände den Rhein überspannt. Nun dürfen Sie sich unter diesen Häusern nichts Besonders vorstellen. Die Häuser sind allesamt baufällig oder dringend renovierungsbedürftig und die Farbe und der Putz blättern malerisch von den Fassaden. Aber für mich stellen diese Häuser eine Idylle dar. Eine wundersame und geheimnisvolle dazu. Eine Projektionsfläche für abstruse Fantasien. Ich habe irgendwo gelesen, dass eine Baugenossenschaft versuchte, auf dem Grundstück drei 12-​Familienhäuser zu bauen. Das ist aber schon lange her und dürfte schwierig sein, da die Stadtverwaltung Schaffhausen, das Bauamt, bei der Genehmigung zur Vernichten von Bausubstanz mit historischem Hintergrund ziemlich sperrig ist. Gott sei Dank. Das Stadtarchiv Schaffhausen beherbergt interessanterweise interessante alte Fotografien der Häuser aus der Umgebung. Der Trotte am Kegelgässchen etwa. Das gehört aber nicht zum Thema. Nun habe ich gehört, dass der hochdekorierte Gastronom André Jaeger, der das Restaurant Fischerzunft (
) betreibt, bei der Neugestaltung des Grundstücks irgendwie mitmischt. Das würde mich nicht wundern, denn meine verwunschenen Häuschen stehen direkt hinter seinem asiatisch angehauchten Gourmettempel.
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Emblem am Haus Nr. 12. Seit 1905 gepflegte Gastlichkeit
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Sturmgepeitschtes Schiff am Haus Nr. 14. Zufluchtsort für allerlei Getier
Auch wenn André Jaeger ein über und über freundlicher Mensch ist, können die Häuser meinetwegen so bleiben wie sie sind. Sie haben mittlerweile ein Eigenleben entwickelt. Menschen, also Mieter, sind schon lange nicht mehr da. Dafür haben sich Tauben eingenistet, Fledermäuse und allerlei Kleingetier wie Insekten. Lichtscheue Käfer etwa, die es in ihren 350.000 beschriebenen Arten wohl da nicht gibt, aber die bestimmt in netten Familien ihre Feste feiern. Hervorzuheben sind natürlich die Spinnen, die eifrig ihre wundervollen Netze über Mauervorsprünge und Fenster spannen. Auch Kakerlaken sind da. Gemeine Küchenschaben. Diese Kosmopoliten besitzen eine enorme Widerstandsfähigkeit und sie haben selbst die Atombombentests auf dem Bikini-​Atoll überstanden. Also werden sie auch die Neue Schweizer Küche überleben. Mit oder ohne asiatische Einflüsse. Die mir, nebenbei bemerkt, ausgezeichnet schmeckt. Da der Rhein nahe liegt, liegt es nahe, dass selbst unser beliebtestes Nagetier, die Ratte, zu Mitternacht ihr Tänzchen aufführt. Und letztendlich brüten natürlich Heerscharen von Vögeln. Ein ganzer Kosmos von Nützlichem und Unnützlichem hat sich da versammelt. Eine wunderbare Symbiose von Vielem was kreucht und fleucht.
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Die Annoncenwand für Kleintieranliegen
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Eine Regenrinne als Rettungsweg im Falle der Fälle
Schön ist es in den drei Häusern. Im Frühjahr, wenn die ersten sacht wärmenden Sonnenstrahlen die Häuser zum Leben erwecken. Die Tauben mit Gurren den Tag begrüßen und so etwa Ende März die frühen Birkenpollen Fensterbankritzen zum Keimen suchen. Im Sommer, wenn die kühle Modrigkeit durch die Räume zieht und langsam einer satten Trockenheit weicht. Die wenigen intakten Fensterscheiben in der Sonne blitzen und geheimnisvolle Designs auf die Staubböden zaubern. Das Treiben im Haus geschäftig wird und Ameisen mit Käfern durch die Flure um die Wette krabbeln. Im Herbst, wenn die ersten schweren Stürme an den morschen Fensterläden rütteln und sich Laub in den Ecken der Zimmer anhäuft. Im Winter, wenn sich selbst die hartgesottensten Spinnen verkriechen und dem Regen ihre Fangnetze überlassen. Wenn der erste Schnee durch die Kamine und die offenen Stellen in den Dächern rieselt und die Häuser zu Winterschlössern macht.
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Madame Cucaracha möchte heute ihre Ruhe haben
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Sie können abschließend sicher sein. Dahinter tut sich Unerhörtes
Nun weiß ich nicht, was mit der Idylle geschehen wird. Entweder werden die drei Häuser, wie so Vieles in Schaffhausen, fein renoviert und einer neuen Nutzung zugeführt. Oder die Bagger rollen an. Da kann ich mir vorstellen, dass die Ameisen eine Ameisenstraße wie ein Absperrband über den drei Türen bilden. Oder so was. Die Tauben geschlossen zum Amtssitz des Stadtpräsidenten fliegen. Und alles sonstige Getier, das nicht in einen Fingerhut passt, die Touristenmeile besetzt.
Mit allen Freunden der Naturrevolution könnten wir nun noch das schöné Lied La Cucaracha anstimmen. Wenn Sie wollen. Sozusagen als Kampfeslied.
La Cucaracha
La cucaracha, la cucaracha,
Ya no puede caminar;
Porque no tiene, porque le falta
Marihuana que fumar.