Tja, anscheinend eine Kette von arabischen Teehäusern? Aber eine richtig tolle Kette… Nordöstlich von der Plaza de Uncibay(den Namen liebe ich, was immer das heisst…), findet man einen knallroten dreistöckigen orientalischen Palast, der natürlich ein Nachbau ist, aber ein richtig guter — und er verfällt schon ein wenig malerisch. Und er beherbergt auf allen drei Etagen verwinkelte Räume, die komplett orientalisch durchdesigned sind — aber ohne europäisierende Extras sondern(in meiner Empfindung) nur unter Verwendung originaler marokkanischer Materialien(es sei denn, die werden auch in China produziert?). Wie auch immer: Allein die verwaschen leuchtenden roten Mauern und die durchbrochenen maurischen Mauerbögen locken hinein, der Duft nach Kaffee, Minztee und arabischen Gebäckteilchen aus Pistazie und Dattel lockt uns am Tresen vorbei in eine der vielen Räumlichkeiten, jede mit einer Masse von Nischen, Polstern, Spiegeln, Ornamentfriesen und Kuschelecken ausgestattet. Die Karte listet gefühlt 200 Teearten, alle arabisch. Kaffee und Schokolade fällt da etwas ab, ebenso die kleinen Gebäckteilchen. Aber man kann eigentlich gewiß sein, dass alles gut und sehr lecker ist. Nur hat man leider keine 200 Tage, um hier seine Mittagspause zu verbringen oder einen Nachmittag. Irgendwie landete ich immer bei Minztee in der Silberkanne mit Orangenblüten oder Limonen, oder beim andalusischen Kaffee, der mit pechschwarzem Kakao gemischt wurde. Edel-Lecker. Und dann stundenlang im Polster versinken und die Welt betrachten… oder das Ganze nur mal ganz kurz zum Energie Schöpfen zwischen den Bummeln durch diese schöné Stadt! Tja, und dann kam der lustige Tag, da ich(männlich, sehr männlich) tatsächlich am(ganz bestimmt) neidvoll staunenden jungen Kellner hinterm Tresen vorbeiging, im Schlepptau meine schöné Ehefrau, ihre junge Cousine(die hier wohnt) und dahinter eine noch jüngere hochgewachsene brasilianische Ballett-Tänzerin(ihre Freundin).Der junge Araber versank anscheinend in seinen eigenen Gedanken, er vergaß fast seine Bestellungen. Aber dann besann er sich — und servierte uns als Beigabe orientalische Haremsgewänder — für die Frauen bunte durchsichtige Schleier, für mich eine ultimative Pascha-Mütze, die etwa so groß(und schwer) war wie ein marokkanischer Hocker. Wir amüsierten uns prächtig und machten einige richtig nette Fotos(zentraler Sinn der Sache, bequem ist so ein Hocker auf dem Kopf nicht, auch wenn er einem bei Erdbeben vermutlich das Leben retten kann). Aber vermutlich ist das ganze nur ein häufig unternommenes Spiel und zielt auf die Eitelkeit uralter Kerle(wie mir) ab… Wie auch immer, es war nett und lustig… und wir konnten eine nicht so tolle Tapas Bar vergessen, in der wir zu Mittag gegessen hatten — hier gab es dann den kompensierenden Nachtisch, unter anderem Crepes mit Dulce de leche oder anderen Nettigkeiten. Fazit: Tolles Theater hier. Und superlecker. Und gar nicht so teuer. Wiederkommen.