Ich hab’ ja in Wirklichkeit eine Mitzi-Tant, aber diese Mitzi ist auch nicht ohne. Mit ihren mittlerweile 83 Jahren steht sie im Restaurant, als wär’ sie ein junges Pupperl, allerdings wirkt sie schon ein bisschen abwesend. Fragt man sie, warum da zwei verschiedene Mittagsmenüspeisekarten auf dem Tisch liegen, antwortet sie nicht, sondern kassiert munter und fröhlich weiter. Ansonsten wird man hier von ihr persönlich sehr gut bedient. Ich betrete das Lokal um 13:00 Uhr. Mittagsmenü gibt’s von 11:30 bis 14:00 Uhr. Setze mich an einen freien Tisch(den einzigen) und schon wird mir die Suppe gebracht mit den Worten :“Willst eh was essen, gell?”. Erst dann bestell ich etwas zu trinken und das Menü. Da gibt’s täglich mindestens 7 verschiedene Speisen. Bestelle faschierte Leibchen mit Rahmfisolen und Salat. Bekomme faschierten Braten mit Rahmfisolen und Petersilerdäpfeln. Auch okay. War halt nimmer mehr da, damit muss man rechnen, wenn man erst so spät auftaucht. Der Schweinsbraten war auch schon aus. Der Vorraum zum WC ist ein wahres Kuriosum. Dort ist ein leeres Getränkekistenlager und das Waschbecken ist gleichermaßen für Männlein wie für Weiblein — direkt vor der Tür zum MännerWC. Wenn da wer rauswill, muss man schnell auf die Seite springen, damit man die Tür nicht raufbekommt. Und selbst auf der Toilette sieht es sehr gemütlich aus. Da steht ein Tischchen, das als Klopapierrollenhalter fungiert und mit rosarotem Tischtuch verziert ist. Draußen im Gastraum ist es jetzt ruhiger geworden und die Wirtin kann sich auch endlich setzen und etwas zu Mittag essen — gleich an dem Tisch, wo ich es mir auch gemütlich gemacht habe. Ich zahle und werde höflich verabschiedet. Das Restaurant hat wirklich Altwiener Charme! Die Öffnungszeiten werden auch nicht so genau genommen — kann schon mal passieren, dass man am Freitag was essen will und da ein Zettel hängt mit: «Heute, Freitag, geschlossen.»